Krystian Woznicki on Tue, 14 Mar 2000 19:42:26 +0100 (CET)


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[Nettime-bold] Kulturserver Berlin G a z e t t e, 15. 03


Es war einmal ...
oder: "Kartonbusenmuse umarmt das Quasi-Ich."

Geht es nach den Plaenen der von CDU und SPD getragenen Grossen Koalition
in Berlin, soll sich die Zahl der Offenen Kanaele bald verringern: Der
Offene Kanal in der Hauptstadt - seit 1985 auf Sendung - soll verstummen.

Diese Entwicklung ueberrascht und stimmt nachdenklich. Noch bei den
Koalitionsverhandlungen im vergangenen Herbst hat die SPD die Abschaltung
des Offenen Kanal Berlin "kategorisch" abgelehnt. (1) Die vorherige
medienpolitische Sprecherin der CDU, Monika Gruetters, wird noch Ende 1999
in der Berliner Morgenpost mit der Aussage zitiert: "Natuerlich wurde in
den Koalitionsverhandlungen auch ueber den OKB gesprochen. Aber niemand hat
seinen Bestand ernsthaft in Frage gestellt. In einer Stadt wie Berlin
braucht man sowas." (2)

Die Diskussion um die Zukunft des Offenen Kanal Berlin faellt zusammen mit
dem Sendestart eines neuen privat-wirtschaftlichen Fernsehanbieters: N 24
(3). Dieser zu Pro Sieben und damit zur Kirch-Gruppe gehoerende
Nachrichtensender, hat ein hohes Interesse, auch im groessten Kabelnetz
Deutschlands verbreitet zu werden. Freie Fernsehkanaele stehen allerdings
im Berliner Kabelnetz nicht zur Verfuegung. Was ist also zu tun?

Die medienpolitischen Sprecherinnen von Buendnis90/Die Gruenen, Alice
Stroever, und PDS, Dr. Gesine Loetzsch, kritisieren die Haltung der Grossen
Koalition und treten fuer eine Weiterfuehrung ein. Der medienpolitische
Sprecher der CDU, Michael Braun, erklaert, "den Kanal abzuschaffen ist eine
uralte Position der CDU. Heute kann das Internet in TV-Qualitaet als Forum
genutzt werden." Mit Genugtuung nimmt er den Kurswechsel der SPD in ihrer
Haltung zum Offenen Kanal  zur Kenntnis.(4) Auch Dr. Andreas Koehler,
medienpolitischer Sprecher der  SPD, sieht das Internet als zeitgemaesser
an. Verschiedene  Interessengruppen koennten hier viel leichter in einen
Dialog miteinander  treten. Seine Ausfuehrungen wolle er als "Denkanstoss"
verstanden wissen.  Beide, Braun und Koehler, bestreiten bei der Diskussion
um den Offenen  Kanal Berlin jeden Zusammenhang mit N 24.

Der Offene Kanal Berlin erfreut sich als Folge dieser Diskussion eines
grossen und durchaus wohlwollenden Interesses von Radio und Fernsehen sowie
insbesondere der Printmedien. So veranstaltete der Tagesspiegel am 27.2.00
eine telefonische Pro und Contra Leserbefragung. 76,7% der Anrufer
sprachen sich gegen die Abschaltung des Offenen Kanal Berlin und damit
gegen die Plaene der Grossen Koalition aus. Das Ergebnis dieser
Telefonumfrage veraendert keine parlamentarischen Mehrheiten. Es ist jedoch
Beleg dafuer, dass der Offene Kanal in der Berliner Bevoelkerung
offensichtlich weit akzeptierter ist, als viele Politiker dies wahrhaben
wollen. (5)

Juergen Linke, Offener Kanal Berlin
mailto:okberlin@t-online.de

1. (http://www.tagesspiegel.de/archiv/2000/01/03/ak-in-me-11671.html)
2. (http://www.berliner-morgenpost.de/bin/bm/search/suche-archiv.cgi).
3. (http://www.n24.de)
4. Siehe Tagesspiegel vom 27.2.00
5. Weiterlesen (http://www.kulturserver.de/home/okb)

Fuer die kommenden Tage waeren folgende Veranstaltungen im Terminkalendar
aufzunehmen.

16.03.

R e z e p t i o n : Unter dem Motto "Amerika ist das Mutterland aller
Dienstleister" eroeffnet Firmenchef Peter Dussmann mit geladenen Gaesten
das Dussmann-Haus (http://www.dussmann.de) in der Friedrichstrasse. In
diesem Rahmen startet US-Botschafter John C. Kornblum  "Berlins groessten
Wasserfall", waehrend Catherine Dussmann ihr Restaurant "Catherine's"
eroeffnet, das FOOD FROM THE HEARTLAND und Cocktails von Berlins bestem
weiblichen Barkeeper bietet. Ort: Dussmann, Friedrichstrasse 90, 12.30 Uhr.

17.03.

V e r n i s s a g e :  In Anlehnung an Rudolf Schwarzkogler und fasziniert
vom Wiener Aktionismus entwickeln sich die Vortraege von John Bock zu
ausufernden Performances und orgiastisch verwuesteten Schlachtfeldern.
Aufwendige Kostueme, Objekte und Requisiten, die der 1965 in Itzehoe
geborene Kuenstler sorgfaeltig vorbereitet hat, werden zur Illustration des
dargelegten Gedankengangs aktiviert und zu einer szenenhaften Collage
arrangiert. Bock greift dabei auf oekonomische Formeln und Modelle zurueck,
die von ihm auf alltaegliche, philosophische und kuenstlerische
Fragestellungen uebertragen werden. In Berlin-Mitte zeigt er nun eine neue
Installation. Ort: Klosterfelde (mailto:klosterfelde@berlin.snafu.de),
Linienstrasse 160, 19 Uhr.

18.03.

S c r e e n i n g : Ein internationaless Videoprogramm ist noch ein Woche
bei Barbara Thumm zu sehen. Ohne dass sich die einzelnen Arbeiten ueber
einen Kamm schaeren lassen, gibt es Gemeinsamkeiten: So macht sich ein Teil
der Kuenstler die in unserer Zeit staendig wachsende Verfuegbarkeit von
bereits existierenden Bildern zunutze und greift direkt auf sie zurueck.
Auch der digitale Eingriff in die Bilder selbst wird zunehmend zum
gestalterischen Mittel. Den Arbeiten gelingt es dadurch, bisher unbekannte
Zusammenhaenge oder gewisse Auffaelligkeiten zu verdeutlichen und somit
selbst zu kritischem Kommentar ueber das Ausgangsmaterial zu werden. Betina
Allamoda zeigt "Performance Collage/Bauhaus Performance" (1999), die
Dokumentation ihrer Performance in Weimar, in der sie vor einer
Diaprojektion von Interieurs und Haeuserwaenden selbst zur
Projektionsflaeche wird. Ort: Galerie Barbara Thumm
(mailto:b.thumm@berlin.snafu.de), Dircksenstrasse 41, 13 bis 18.30 Uhr.

21.03

L e s u n g : Der von Unesco ausgerufene "Welttag der Poesie"
(http://www.unesco.de/Aktuell/Ua99.htm)   soll an den Stellenwert der
Poesie, an die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung
muendlicher Traditionen erinnern. Zentraler Veranstalter fuer  Deutschland
ist die Literaturwerkstatt Berlin, in der eine Lesung internationaler Lyrik
stattfindet, die in Zusammenarbeit mit der Lyrikline
(http://www.lyrikline.org) live ueber das Internet gesendet wird. In
Planung sind ausserdem Chat-Dialoge zwischen den Autoren und einzelnen
Goethe Instituten. Ort: Literaturwerkstatt, Majakowskiring 46/48, 20 Uhr.


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*     http://www.kulturserver.de       *
the online community for art  +  culture
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Kulturserver wurde 1998 vom PONTON EUROPEAN MEDIA ART LAB
(http://www.ponton.de) ins Leben gerufen. Als regionale Online Community
fuer Kunst und Kultur bietet es eine kostenlose Platform fuer Kuenstler und
Kulturschaffende, die sich auf  selbstgestalteten Homepages praesentieren,
Veranstaltungen in dem Kalender veroeffentlichen, einenWebmail Service
nutzen und selbstproduzierte Radio- und Videoprogramme live senden koennen.
Auf Einladung von Kulturserver Berlin fassen vorort taetige Journalisten
und Kenner der Kulturszene ihre Beobachtungen  und Eindruecke in einer
woechentlich zirkulierenden    G a z e t t e  zusammen. Die Redaktion will
die G a z e t t e auf Grund der grossen  Nachfrage erweitern und sucht nun
Sponsoren. Wenn Ihnen die G a z e t t e gefaellt, koennen Sie unter
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