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[florian schneider <fls@kein.org>]

Eigentlich hat München ja keinen schlechten Ruf. In aller Welt bekannt
für Bier aus großen Krügen, eine lustiges Oktoberfest und mitunter sogar
ansprechenden Fußball. Einem aber ist das alles nicht gut genug. Patrick
Gruban weiß, was uns gerade noch gefehlt hat: München braucht einen
neuen Namen. 

Gruban ist Wortführer des "Online-Stammtisches", zu dem sich einmal im
Monat Beschäftigte der Internet-Branche im Cafe Reitschule treffen.
Kürzlich erst ging aus der zünftigen Runde der "Förderverein
Internetwirtschaft in München" <http://www.fiwm.de> hervor, der es mit
ein wenig Protektion von Hubert Burda geschafft hat, nachträglich noch
in Edmund Stoibers Internet-Beirat aufgenommen zu werden. Und wenn, wie
erstmals im Mai "25 Spitzenleute aus dem Bereich neue Medien und IT"
zusammensitzen, dann sind nicht alte Zöpfe, sondern unkonventionelle
Ideen gefragt. Gruban und seine Stammtisch-Freunde haben nun einen
richtig radikalen Vorschlag: Geht es nach ihnen, dann muß aus der
Münchner Schotterebene mit seiner Vielzahl von Medien-,  Software- und
Internet-Unternehmen "ein Brand" werden: Ein Markenzeichen, das nicht
nur für Spitzentechnologie, sondern auch eine bestimmte Lebensart steht. 

"Siliconia" ist das Fachwort für Landstriche, die ihren Ruf als
High-Tech-Ansiedlungen mit einem digitalen Pseudonym aufzubrezeln
versuchen. Neben dem Ahnherren "Silicon Valley" gibt es inzwischen schon
78 solcher "Silicon Somethings" <http://www.tbtf.com/siliconia.html>.
Höchste Zeit für München, endlich auch etwas Silikon implantiert zu
bekommen. Um im Global Village aufzufallen, braucht das Millionendorf
schließlich einen Aliasnamen, der nicht nur die leuchtende Zukunft der
heimlichen Internethauptstadt treffend umreißt, sondern auch den
Speckgürtel von Unterschleißheim bis Oberhaching eingemeindet. Rein
digital, versteht sich.

Die Ausgangslage ist klar: Außen High-Tech, innen urig. Doch bloß mit
dem Verweis auf die berüchtigte Hardware-Konfiguration von Laptop und
Lederhose läßt sich freilich niemandem mehr ein Schreck einjagen,
geschweige denn Standortpolitik  machen. Der Faktor, der für München
spricht, heißt Freizeitwert, und der ist heutzutage ebenso virtuell, wie
die Branche, in der es ohnehin keinen Feierabend mehr gibt.

Was läge da näher als "Silicon Alps"? Wirklich Pech, denn leider ist
dieser Titel schon seit 1997 vergeben, und das ausgerechnet an die
Kärntner Landesregierung. Harmlose Wortspielchen wie "WWWeltstadt mit
Herz" hat die Werbung bereits bis zum Exzess durchkonjugiert. Die
Digitalitas Bavariae muß neue Wege gehen: Wie wäre es mit
"Communichation Valley"? Oder besser gleich: CYBAVARIA. Darauf erstmal
eine Maß im Peer-to-Peer-Garten!

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