krystian on 27 Nov 2000 11:20:21 -0000


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[rohrpost] heise online: Die digitale Kluft vor der Haustuer - Indianer im Internet


Diese Meldung aus dem heise online Newsticker wurde Ihnen
von krystian@snafu.de gesandt.
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Die digitale Kluft vor der Haustür - Indianer im Internet

Bei den Indianern[1] liegt die digitale Hürde gleich vor der eigenen
Haustür. Eigentlich meinen Technologieexperten die Diskrepanz zwischen den
Industrienationen und Entwicklungsländern, wenn sie von "digital
divide"[2], der digitalen Spaltung, sprechen. Aber "World Wide Web" ist
auch in den USA in manchen Gegenden noch ein Fremdwort[3]. Zwar meint das
US-Wirtschaftsministerium, die digitale Kluft zwischen traditionell
"benachteiligten" soziokulturellen Gruppen der US-Gesellschaft, etwa
Farbigen, Hispanos oder Haushalten mit geringem Einkommen, und weißen oder
reicheren Amerikanern werde kleiner: In den Indianerreservaten aber fehlt
in durchschnittlich jedem zweiten Haushalt sogar die Auffahrt zur
Datenautobahn, der Telefonanschluss.

Das soll sich nun mit massiver Hilfe der US-Regierung ändern. "Wir können
neue Technologien nutzen, um mehr Menschen als jemals zuvor neue Chancen zu
bieten", verkündete Präsident Clinton, der in diesem Jahr eine
17-Millionen-Dollar-Initiative startete. Sie sorgt mit anderen bereits
existierenden Fördersummen von insgesamt 500 Millionen US-Dollar dafür,
dass in den Reservaten Telefonnetze aufgebaut werden. Möglichst bald sollen
bis zu 300.000 Indianerhaushalte in den USA für eine Grundgebühr von einem
US-Dollar pro Monat telefonieren können.

Im Navajo[4]-Reservat in Arizona, in der Clinton seinen Plan verkündete,
hat zurzeit nur etwa ein Viertel aller Haushalte einen Telefonanschluss.
Manchmal mangelt es sogar an der Stromversorgung, und selbst wenn Telefon
und Elektrizität vorhanden sind, fehlt oft das Geld für einen Computer. Die
bittere Armut vieler Indianer ist ein Grundproblem, an dem sich nur sehr
langsam etwas ändert. Neben Regierungsmitteln sollen nun auch Privatspenden
dafür sorgen, dass immer mehr Ureinwohner Anschluss ans 21. Jahrhundert
bekommen. Davon könnten vor allem die jüngsten Stammesmitglieder
profitieren. Ihre Qualifikation für gut bezahlte Jobs und den Weg aus der
Armut hänge schließlich von ihrer Vertrautheit mit dem Internet ab, sagt
Sally Tilousi vom Havasupai[5]-Stamm in Arizona.

"Wir haben unsere Kinder früher in die Welt geschickt, ohne sie dafür
ausgebildet zu haben", sagt Tilousi. Die Havasupai leben im Grand Canyon,
und von dort aus hatten sie bisher vor allem per Maultier Zugang zur
Außenwelt. Das hat sich radikal geändert, nachdem das Unternehmen Starband
Communications mit Regierungsmitteln und eigenen Materialspenden ein
Pilotprojekt startete. Auf den steilen Pfaden in den Grand Canyon wurden
Computer und Anlagen für den Satellitenempfang zur Havasupai-Siedlung
geschleppt, wo immerhin schon Generatoren für die Stromversorgung
bereitstanden. Jetzt haben die Havasupai einen besseren Internet-Zugang als
die Durchschnittsamerikaner. Statt einer relativ langsamen Standard-
Telefonverbindung nutzen sie zehn Mal schnellere Satellitenverbindungen.
Und so lernen die Indianerkinder das World Wide Web gut kennen, bevor sie
dann im Alter von etwa 13 Jahren Schulen außerhalb der Reservate besuchen.

Allmählich steigt in den Indianergebieten die Zahl der regionalen
Telefongesellschaften. Ein halbes Dutzend Kleinunternehmen versorgt die
dünn besiedelten Gebiete. Ohne großzügige Unterstützung aus Washington wäre
das nicht machbar, denn die Kosten für einen einzelnen Anschluss können bei
bis zu 50.000 US-Dollar liegen. Die 4.000 Mescalero[6]-Apachen im
Bundesstaat New Mexico leben zum Beispiel weit verstreut auf einem Gebiet
von fast 2.000 Quadratkilometern. Dort baut ein nach dem Stamm benanntes
Unternehmen jetzt sogar ein Glasfaser-Netz auf. Die Mescalero Apache
Telecom Inc. wurde schon im Wirtschaftsteil der New York Times als
vorbildliches Unternehmen vorgestellt. Denn Firmenchef Godfrey Enjady hat
große Pläne, die weit über die Telefonversorgung der Stammesmitglieder
hinausgehen. "Wir bauen eine Infrastruktur auf, um Investoren anzulocken",
sagt Enjady. (Tilman Streif, dpa) / (jk[7]/c't)

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 http://www.heise.de/newsticker/data/jk-26.11.00-007/

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 [4] http://www.navajo.org/
 [5] http://cpluhna.nau.edu/People/pais.htm
 [6] http://www.newmexico.org/culture/res_mescalero.html
 [7] mailto:jk@ct.heise.de

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