Anne Schreiber on 3 Jan 2001 10:40:38 -0000 |
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[rohrpost] Berliner Gazette, 03.01. |
Den Jazz schnell machen oder: >>Er waere nicht der erste Mensch, der zu seiner Zeit sprechen konnte, weil er die gueltigen Ueberzeugungen der Vergangenheit nicht zum alten Eisen warf, sondern in die geaenderte Lage hinueberrettete.<< [ ] Protokoll: Al Weckert, Medienproduzent [1,2] Ich beschaeftige mich mit Methoden, den >>Jazz schnell zu Machen<<. Die Notwendigkeit besteht insbesondere fuer Berlin, weil die Jazz-Infrastruktur nach jahrelanger kuenstlicher Ernaehrung und auf Grund eines ungeordneten Wachstumsschubs haessliche Zuege angenommen hat. Beispiele: In diesem Jahr mussten alle Musiker beim Total Music Meeting auf Gagen und Unterbringungskosten verzichten [3], waehrend das mit fast einer Million Mark bezuschusste Jazzfest weitgehend unter Ausschluss Berliner Musiker stattfand [4]. Das Berliner Jazzradio [5] wird per Standleitung aus New York programmiert und vor Ort nur noch mit Ansagen garniert. Der Stundensatz eines Webdesigners liegt ueber der Abendgage in einem Berliner Jazzclub. Diese duestere Aufzaehlung liesse sich fortsetzen. Sie steht in krassem Gegensatz zum schillernden Gehalt der Berliner Underground-Szene, die Jahr fuer Jahr wilder keimt und die fuer mich und mein Medienprojekt Jazzfiles den Anlass bietet, experimentell den Aufbau eines Publikums zu betreiben. Vor einem Jahr als Webmagazin (E-Zine) zur Umgehung des langen Weges ueber die Musikredaktionen angedacht, ist Jazzfiles heute ein Multimedia-Projekt mit offener Perspektive. Nach wie vor gilt das Internet als die Schluesselstrategie. Zum Aufbau einer Community ist es in den Punkten Kosten und Reichweite unschlagbar. Eine Reportage mit Text, Foto und Musik kostet als Druckerzeugnis Unsummen und stellt den Vertrieb vor schier unloesbare Probleme. Unter Mithilfe von interessierten Webdesignern, Bands und Fotografen ist diese Vielfalt der Darstellungsformen im Netz auch mit schmalem Budget zu schaffen. Zudem sind die Jazzfans per Email quasi zum Nulltarif zu erreichen (Newsletter). Weil der Ursprungsgedanke mit der Unterstuetzung von Live-Jazz zusammenhaengt und Jazzhoerer nicht ueber den Computer, sondern ueber Konzerte, Schallplatten und Plakate ihre Wahrnehmung von Musik gelernt haben, arbeite ich ueber das Netz hinaus. Jazzfotografie z.B. hat eine eigene aesthetische Tradition, weshalb die Reportagefotos nicht nur als virtuelle Galerie, sondern auch auf Jazzfestivals in grossformatiger Rahmung ausstellt werden. Eine wichtige Wechselwirkung: Den Event besucht die Presse! Der Tagesspiegel beispielsweise widmete der Jazzfiles-Vernissage fast eine komplette Seite inklusive Screenshot der Homepage. Bingo! Jazzfiles ist nun genau ein Jahr im Netz. Die gute Resonanz steigert die Risikobereitschaft. Es laufen Planungen fuer ein Open-Air-Festival im Sommer. Unter anderem deshalb habe ich in Zusammenarbeit mit dem Weiterbildungstraeger CIM data ein neues Projekt zur Vernetzung der gesamten (!) Berliner Jazzszene ausgeheckt. Es nennt sich >>Jazz in Berlin<< [6] und wird wegen seinem Portalcharakter und seinen fuer Berlin einzigartigen Features vgl. die Knitting Factory, NY [7] eine weit hoehere Bindungskraft entwickeln. Wenn mir auch nach einem Jahr definitiv etwas fehlt, dann ist es eine zuendende Idee zur Finanzierung des Webmagazins. Ausstellungen und Konzerte werden von Sponsoren und Eintrittsgeldern gedeckt. Die Homepage laeuft hingegen nur ueber Aufwandsentschaedigungen und Goodwill, was manchmal kaum auszuhalten ist. Die Screendesignerin beispielsweise wurde im letzten Jahr in ihrer Firma [8] unentbehrlich, was den November-Relaunch zu einem quaelend langsamen Prozess werden liess. Darueber hinaus fehlt eine eigene Handschrift im Printbereich. Auch hier wird es nur funktionieren, wenn sich Eigeninitiative auf hohem Niveau entwickelt. Gemessen jedoch am Zielkorridor des ersten Flyers, die >>Jazzszene mit 64 Kbit/s zu supporten<<, hat sich Jazzfiles in den zwoelf Monaten seit dem Start unglaublich entwickelt und ein Hoechstmass an positiven Erfahrungen menschlich, musikalisch und technisch gebracht. Wenn das zweite Jahr genauso ereignisreich verlaeuft, heisst es schon jetzt: Tief durchatmen! Genau diese Dynamik verstehe ich unter schnellem Jazz. 1. mailto:berlin@jazzfiles.de 2. http://www.jazzfiles.de/ 3. http://www.free-music-production.de/ 4. http://www.berlinerfestspiele.de/jazzfest/index.html 5. http://www.jazzradio.de/indexf.html 6. http://www.jazzinberlin.de/ 7. http://www.knittingfactory.com/ 8. http://www.petra-productions.de/ Fuer die kommenden Tage sind folgende Termine in Deinen Kalender aufzunehmen: Mi - 03.01. V e r n i s s a g e : Sparwasser HQ oeffnet seine diesjaehrige Ausstellungssaison mit FAI DA TE. Sparwasser HQ ist im Juli 2000 von einer Daenin und einem Schweden gegruendet worden. Mit ihrem Projekt wollen sie nicht nur eine einen Ausstausch anregen zwischen den unterschiedlichen kuenstlerischen Richtungen sondern auch zwischen den Kulturen. Die Themen, die die Kuenstler behandeln, umkreisen die Pole Identitaet, Lebensstil, Sprache, urbanes Lebensgefuehl, und subjektive Erfahrungen. In FAI DA TE arbeiten vier italienische Kuenstler mit den Medien Video, Fotografie und Zeichentrickfilm. Die Ausstellung wird bis zum 13.1. zu sehen sein. Ort: Sparwasser HQ [http://www.sparwasserhq.de], Torstrasse 161, 16 Uhr. Mo - 08.01. T V R e p o r t : Der legendaere Berliner TV Produzent Christoph Dreher hat in seiner neuen Dokumentationsreihe internationale Musikclip-Regisseure zu Wissenschaft und Pop, Promotion und Kunst befragt. >>Hier geht es um Kunst und Kultur mit Bedeutung. Zu zeigen, dass es solches innerhalb des als Promotion-Tool gebrandmarkten Genres Musikvideo ueberhaupt gibt, ist Christoph Drehers Ansatz.<< [http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,109350,00.html] Die >Kosmologie des Musikvideos< wird in sieben Folgen jeden Montag auf 3 Sat gezeigt, 23 Uhr. Di - 09.01. V e r n i s s a g e : In der Ausstellung mit Sybil Kohl und Till Ansgar Baumhauer, im Rahmen des Jungen Forum, zeigen wir zwei Kuenstler, die mit Worten und Texten Orte verbinden und schaffen. Waehrend dieses >>Orte-Schaffen<< bei Till Ansgar Baumhauer auf psychologischer Ebene geschieht, arbeitet Sybil Kohl abstrakt und architektonisch. Ort: Guardini Galerie [http://www.guardini.de], Askanischer Platz 4, 20 Uhr. Bis naechste Woche, Anne Schreiber mailto:anne.schreiber@student.hu-berlin.de PS: Der Satire, - Content, - und Werbetexter Wilfried Salus Bienek ist mit seiner textlastigen Homepage am Netz [http://www.texter.net]. Im Service: Kommerzielles Texten - Button oben, Literatur - Button unten. So einfach ist das. >>Ein Bild sagt mehr als tausend Wort? Sagen Sie das mal mit einem Bild!>> Bienek nennt sich Bientexter. In seiner Textfabrik geht es zwar auch um Kommerz. Seinem Service, der u.a. mit Feuerwehreinsatz tituliert wird, fehlt jedoch nicht die satirische Komponente. Im gegenwaertigen Bildersturm ist Bientexter der Sanitaeter wenn Not am Text herrscht. Lassen Sie sich nicht von dem grauen Mann am Empfang abschrecken! [ ] Impressum Berliner Gazette - das woechentliche Mini-Feuilleton im elektronischen Briefformat, wird von http://www.kulturserver.de herausgegeben [ ] Redaktion Berliner Gazette Penelope Grabowski Ulrike Rogler Anne Schreiber Krystian Woznicki (V.i.S.d.P.) 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