Peter Zorn on 2 Apr 2001 16:31:40 -0000 |
[Date Prev] [Date Next] [Thread Prev] [Thread Next] [Date Index] [Thread Index]
[Re: [rohrpost] werkleitzfilmpremiere+neuerleiter] |
Anne Schreiber wrote: > halo peter zorn, > kann man näheres über die veranstaltung erfahren? > klar doch. Ich weiss nur nicht, wie weit unser Background bzw. Werkleitz Gesellschaft bekannt ist, deswegen muss ich kurz etwas ausholen. Sorry. Ich selbst bin mit 2 Studienkollegen 1991 nach Werkleitz gezogen, das ist ein kleines Dorf zwischen Magdeburg, Dessau und Halle, das sehr idyllisch von der Saale umgeben ist. Wir waren damals noch Studenten an der HBK Braunschweig-Filmklasse. Während dieser Zeit haben wir ein altes Haus einer ehemaligen Ziegelei ausgebaut, um dort zusammen zu wohnen und zu arbeiten. In dieser Zeit entstand auch im Rahmen einer 16mm Exkursion der Filmklasse der kurze Trashfilm: "Rotkäppchen, ein deutsch/deutsches Märchen", den wir am Samstag in alter Tradition mit Livebegleitung der Gruppe "Grande Katastophe" (ehemals Gelbkreuz) aufführen, die füher in unserem Haus geprobt haben. Mitunter war der Erfolg (Im Sinne von Spass, denn de facto übersteigt die grosse Fangemeinde die Zahl 50 sicherlich kaum) dieses Projektes auch ein Auslöser dafür, das wir 1993 die Werkleitz Gesellschaft, einen Verein zur Förderung und Realisierung von Film-, Kunst- und Medienprojekten gegründet haben. Tja, und dann hat die Entwicklung uns fast überrannt. Wir hatten mit der ersten Veranstaltung 1993, quasi dem Vorläufer der heutigen Werkleitz Biennalen, so viel Resonanz beim Kultusministerium Sachsen-Anhalt erzielen können, dass wir sukksezive ein Medienzentrum hier auf dem Land aufbauen konnten, dass um Stipiendienprogramme (http://www.werkleitz.de/emare), Workshops (http://www.werkleitz.de/zkb/werkstatt.html), einer Internet-Datenbank für Experimentalfilm und Videokunst (http://www.werkleitz.de/ovid) und eben der Werkleitz Biennale (http://www.werkleitz.de/events/biennale2000) ergänzt wurde. nach dreijähriger ehrenamtlicher Tätigkeit standen wir kurz vor dem aus, als 1996 für uns ziemlich überraschend der Zuschlag vom Kultusministerium für eine institutionelle Förderung, quasi in der Funktion eines Landesmedienzentrum kam. Nach fünfjähriger Tätigkeit, wechselt der bisherige Leiter,Uwe Büchler, der Werkleitz Gesellschaft von Anfang an mit aufgebaut hat, wieder in die selbstständige Tätigkeit (ein Dilemma, das wir alle hier hatten, das man neben den vielen Organisieren und Bürokratismen keine eigenen künstlerischen Projekte mehr machen konnte, aber viele kennen das sicherlich...) Seit Februar ist jetzt Holger Kube Ventura neu hier als künstlerischer Leiter. Er hatte 1998 die Ausstellungssektion der Werkleitz Biennale "sub fiction" (http://www.werkleitz.de/events/biennale1998) kuratiert und da er hier immer fast bis um Mitternacht zu Gange ist, denke ich, haben wir eine gute Wahl getroffen, nich wahr Holger ;-) Er wird sich am Samstag zum ersten Mal öffentlich vorstellen und dabei auch das Thema der nächsten Werkleitz Biennale (2002) verraten. Nun, um die etwas langatmige Ausführung zu schliessen, danach sollte, wenn uns nicht wieder alle technischen Geister verlassen, das Screening meines Dokumentarfilmes über die Gemeinde Werkleitz/Tornitz stattfinden. Nachdem ich nun seit 10 Jahren hier ansässig bin, habe ich es endlich geschafft, dank eines bilateralen Studentenprojektes (mit 2 Studenten der Filmschule Mexico City und 2 Studenten der Hochschule für Kunst und Gestaltung, Halle),ein kleines Porträt über Werkleitz/Tornitz zu machen. Das ist der erste Film aus dem "Dos Pueblos - Zwei Dörfer" Projekt, in dem wir 1999/2000 mit der genannten gemischten Crew jeweils ein Dorf in Mexico und eben unser Dorf hier, über ein-zwei Monate beobachtet haben. Die Intention des Projektes war, zum Jahrtausendwechsel die jahrtausendalte menschliche Lebensform "Dorf" zu betrachten und zu sehen, wie die Einflüsse von Globilisierung und Materialismus auf die Dorfstrukturen hier und dort gewirkt haben und wirken. Das mag manchen vielleicht etwas zu trocken klingen, aber das Ergebnis ist alles andere als das. So das war also die vertiefende Mail zur Veranstaltung am kommenden Samstag, 7. April, 19:30 in unserem "Dorfsaal" in der Gaststätte Zur Post in Tornitz (wo auch immer die Biennale-Screenings stattfinden). Natürlich gibt' im Anschluss Rotkäppchen Sekt und etwas Muzak aus der Konserve. Bei einem Wetter wie heute empfiehlt es sich, entweder Nachmittags schon anzureisen und einen ausgiebigen Spaziergang auf dem Saaledamm zu machen, oder besser bis Sonntag zu bleiben und sich dann damit den Kater zu vertreiben. Es sind immer noch Zimmer in den Pensionen für 25 DM incl Frühstück zu haben und wir haben inzwischen nach 10jährigem Aufbau Ost auch eine Autobahnabfahrt (A 114, Abfahrt Calbe, http://www.werkleitz.de/zkb/wlg_weg.html). Wer also Lust hat, ist herzlich eingeladen und falls Ihr kommt, meldet Euch bei mir. Gruss Peter und zum Abschluss noch die offizielle Filmsynopsis: Wo Häuser über'm Damme wipfeln Ein poetisches Portrait über das Dorfleben auf den Weg in's neue Jahrtausend und der ernüchternde Blick auf den Sturz in die Ellbogengesellschaft zehn Jahre nach der Wende. Peter Zorn, Beta SP, Farbe, 57 min., Deutschland 2001 Synopsis Im idyllischen Elbe-Saale-Winkel des neuen Bundeslandes Sachsen-Anhalt liegt die aus zwei Dörfern bestehende Gemeinde Tornitz/Werkleitz. Sie um-fasst 600 Einwohner. Mit 20 Prozent Arbeitslosigkeit liegt die Region mit an der Spitze der deutschen Arbeits-losenstatistik. Der Film beobachtet, wie Dorf und Menschen zehn Jahre nach der Wende die Umstellung vom „Real Existierenden Sozialismus" zur „Sozialen Marktwirtschaft" verarbeitet haben. Bauern, Arbeiter, Hand-werker, Kleinunternehmer und Ar-beitslose skizzieren ein erstaunlich offenes, kritisches aber durchaus auch selbstironisches Bild ihres Lebens, der Gemeinschaft, ihrer Beschäftigung und ihrer Träume. -- ________Werkleitz Gesellschaft________________________ ___http://www.werkleitz.de | fon +49-(0)39298-6750___ *****______http://www.werkleitz.de/emare >>>Deadline: 31.5.2001<<< ---------------------------------------------------------- # rohrpost -- deutschsprachige Mailingliste fuer Medien- und Netzkultur # Info: majordomo@mikrolisten.de; msg: info rohrpost # kommerzielle Verwertung nur mit Erlaubnis der AutorInnen # Entsubskribieren: majordomo@mikrolisten.de, msg: unsubscribe rohrpost # Kontakt: owner-rohrpost@mikrolisten.de -- http://www.mikro.org/rohrpost