franz metz on 9 May 2001 21:30:19 -0000


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AW: [rohrpost] BigBrother Award 2001 fuer Dotwins


hat bitte mal jemand ein paar weiterfuehrende links, die diese details
tiefer untersuchen???
wie soll denn zb der rueckkanal funktionieren, und sowas; sonst
gerat man ja doch schnell in *aufgeschaeuchte-huehner-verdacht*

> >Da der i440-128 in Europa verboten ist,
> >und aus den erwähnten Kostengründen ist die Dotwin Kampagne
> >vermutlich auf den CC128-A4 ausgewichen. Die

in europa sind doch wohl statt irgendwelche speziellen chips eher 
gesetzwidrige handlungen verboten oder? wenn prosieben hier
daten aushorcht mitsamt adresse und soweiter, dann ist die chipsorte
doch voellig egal. 

franz

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Matze Schmidt [mailto:matze.schmidt@n0name.de]
Gesendet: Mittwoch, 9. Mai 2001 21:29
An: rohrpost@mikrolisten.de
Betreff: [rohrpost] BigBrother Award 2001 fuer Dotwins


fuer den BigBrother Award 2001 schlage ich vor:

"DOTWIN - Bring mich zum Licht
                   1. Deutschlandkampagne
                   Das große ProSieben / Bild Gewinnspiel vom
                   25. April bis zum 15. Juni 2001"

Materialien (BITTE mit den unten genannten Informationen zunaechst sensibel
umgehen!):
> >

> > > >Seit einigen Tagen sind in ganz Deutschland die sogenannten Dotwins

>im

> > > >Umlauf. Die von Pro Sieben, T-D1, McDonald's, Deutsche Bank 24, der

> > > >BILD-Zeitung und Shell beworbenen Werbeartikel werden unter dem >

> > Deckmantel

> > > >eines Gewinnspiels kostenlos abgegeben. Zur Teilnahme wird der

>Benutzer

> > > >aufgefordert, den Dotwin während einer bestimmten Sendung an die >

> > Oberfläche

> > > >seines Fernsehbildschirms zu kleben. Durch das Licht aus der >

> > Bildröhre

> > wird

> > > >ein elektronischer Chip im Innern des Dotwins aktiviert, der von

>diesem

> > > >Augenblick bis zum Ende der Sendung Unmengen von Informationen

> > sammelt.>

> > >

> > > >Gesteuert wird der Dotwin von einem CC128-A4 Controller, entwickelt

>von

> > >

> > >der

> > > >Siemens-Tochter Infineon im Auftrag der niederländischen >

> > Fernseh-Forschungs-

> > >Gruppe "tv miles international", die sich auf professionelles >

> > >Kundenprofiling

> > spezialisiert hat. Der Chip ist eine kostengünstiger > Nachbau > >des

> > i440-128,

> >  einem amerikanischen Fabrikat, das laut Polizeiangaben > von

> > > >Industriespionen eingesetzt wird. Da der i440-128 in Europa verboten

> >

> > ist,

> > > >und aus den erwähnten Kostengründen ist die Dotwin Kampagne >

> > vermutlich

> > auf

> > > >den CC128-A4 ausgewichen. Die Stromversorgung wird über sechs

> > > >Kollektorflächen auf der Unterseite des Dotwins sicher gestellt. Jede

> >

> > der

> > > >Flächen hat zwei Belichtungs-Öffnungen in der Papphülle. Durch > die

> > > >Energieunterschiede zwischen den beiden Öffnungen wird das >

> > Steuersignal

> > > >für > >den Controller auswertbar. Auftreffendes rotes Licht wird in >

> > elektrische

> > > >Ladung umgewandelt, der Großteil dient dazu, den Controller zu >

> > betreiben,

> > > >über die Wellensignatur wird der Controller angesteuert.

> > > >

> > > >Dadurch, dass die komplette Software nicht auf dem Chip  gespeichert

> >

> > wird,

> > > >sondern zur Laufzeit durch das Fernsehsignal eingespielt wird stehen

> >

> > die

> > > >kompletten 128 Kilobyte Speicher des CC128-A4 für die Kundendaten zur

> > > >Verfügung. Dass nur Pro Sieben solche Signale einspeist ist nicht >

> > korrekt,

> > > >tatsächlich wird das Signal durch die deutsche Telekom, die sich >

> > durch

> > ihre

> > > >Tochter T-D1 an der Unternehmung beteiligt direkt in den Satelliten

>und

> > > >Kabelnetzen generiert. Umschalter werden also ebenso abgehört.

> > > >

> > > >Gespeichert wird eine digitale Bildröhrensignatur, aus der man >

> > technisch

> > > >das > >Modell des Fernsehgerätes ableiten kann. Die Membran auf der >

> > Oberseite ist

> > > >nicht nur eine Schutzabdeckung, sondern ist an drei Stellen mit einem

> > > >DA-Wandler verbunden. Dadurch wird theoretisch eine

>Audio-Aufzeichnung

> > > >möglich, was aber aufgrund des geringen Speichers unwahrscheinlich >

> > ist.

> > > >Wahrscheinlicher ist es, dass anhand der Stimmprofile gespeichert

>wird,

> > >

> > >wie

> > > >viele Personen sich zu welcher Zeit vor dem Fernsehgerät befunden >

> > haben.

> > > >

> > > >Besonders schnell zu spüren bekommen Schwarzseher diesen >

> > Lauschangriff.

> > > >Die > >Adressen der Teilnehmer werden komplett an die GEZ abgetreten,

> > wo

> > ein

> > > >Abgleich mit der vorhandenen Datenbank erfolgt. Betroffene  erhalten

> >

> > schon

> > > >vier Tage nach dem Absenden des Dotwins amtlichen Besuch. Von einer >

> > anderen

> > > >Datenauswertung sind jedoch alle betroffen: Nicht umsonst sind die

> > > >aufgeführten Firmen Gesellschafter dieser Aktion, alle sind sie >

> > Marktführer

> > > >oder gehören zu einem marktbeherrschenden Konzern. Die Computer die >

> > die

> > > >Kundendaten mit den Dotwin Daten zusammen auswerten wissen vielleicht

> >

> > bald

> > > >mehr über uns, als wir selbst.

> > > >

> > > >Wenn dieser Versuch erfolgreich ist, werden wir wohl bald  einer

>ganzen

> > > >Schwemme von Lausch-Werbegeschenken ausgesetzt sein.

> > > >Darum rufen wir hiermit zum Boykott der Dotwin-Aktion auf !

> > > >

> > > >Wir müssen die Augen offen halten, denn während die Konzerne mehr >

>und

> > mehr

> > > >über uns wissen, erhalten wir immer weniger Informationen über >

>deren

> > >Geschäfte.

> >

> >

> > Antwort eines Empfängers dazu:

> >

> > > >Hallo Hans* und die anderen:

> >

> > > >Das ist definitiv KEINE Falschmeldung.

> > > >

> > > >Die gcat-Leute haben den Chip schon auseinandergenommen, bevor die

> > > >Dotwin-Aktion überhaupt gestartet wurde (gcat = [g]erman

> > > [underground]

> > > >[ca]rdcode [t]eam) und sind netterweise fast zum selben Ergebnis

> > > >gekommen (obwohl mir und gcat auch das mit der Stimmprofilanalyse

>recht

> > > >unwahrscheinlich erscheint). Wir kommen der 1984er-Situation nach

> > > >Orwell recht nahe...

> > > >

> > > >Nebenbei gibt's aber auch noch andere, "nette Nebeneffekte", die im

> > > >non-public - Bericht der gcat stehen:

> > > >

> > > >1- Weil auf jedem Dotwin Produktwerbung aufgedruckt ist (Shell,

> > > > Deutsche Bank, TD1, McDonalds) hat man während der Dotwin-Sendungen

> > > >immer hübsch Werbung in der linken oberen Bildschirmecke. Warum? Ganz

> > > >einfach, weil in so einem Dotwin verdammt teure Technik drinsteckt,

> > > >die gesponsort werden will. Aber durch die Daten, die die

> > > >Forschungsinstitute sammeln können, kriegt ProSieben die läppischen

> > > >Gewinne, die die scheinheilig unter's Volk werfen, wieder rein.

> > > >

> > > >2- Der Hinweis "um den Dotwin korrekt zu aktivieren, schalten Sie

> > > > bitte nicht um" verleitet die Leute dazu, sich zusätzlich auch noch

> > > > die Werbung von ProSieben anzusehen und nicht umzuschalten. Und wenn

> > > > dem so ist, stellt das Mistviech das fest (über chip.input), liest

> > > > die Wellenfrequenz des jeweiligen Senders aus und stellt sogar fest,

> > > > daß man NICHT ProSieben guckt. Wird man darüber informiert? Nein.

> > > > Ach, und wo wir gerade bei "Beschiss" sind: Wenn sich die

> > > > Wellenfrequenz ändert, also ungleich der von ProSieben ist, gilt der

> > > > Dotwin tatsächlich als "nicht aktiviert". Ändert nix daran, das >

>man

> > > > ihn doch einschickt als Ottonormalverbraucher - und wieder

> > > > persönliche Daten preisgibt.

> > > >

> > > >Mein Tip: Holt Euch so einen Dotwin und hebt ihn auf, als ersten

> > > >wirklich "geheimen Versuch der öffentlichen Informationsgewinnung"

> > > >(O-Ton gcat). Ein historisches Dokument, dieser kleine, unschuldig

> > > >grinsende Wicht.

> > > >

> > > >Eines noch zum Schluss: Wie oben erwähnt, ist der Bericht der gcat-er

> > > >"non-public" (nicht öffentlich). Warum? Ganz einfach: Die ProSieben

> > > >Media AG (die übrigens aus ProSieben, Kabel1, Sat1 und N24 als

> > > >Flagschiffen besteht) könnte denen einen Prozess wegen Verleumdung an

> > > >die Backe heften - "weil man zwar *eindeutige* Vermutungen aufstellen

> > > >kann, was die P7MediaAG mit den Daten, die gesammelt werden anstellt

>-

> > > >aber man kann es ihnen nicht nachweisen ausser die betreffenden

> > > >Unternehmen melden sich zu Wort. Und das wird, im Interesse aller,

> > > >nicht geschehen.

> > > >

> > > >Soviel dazu. Hütet Euch vor den Dotwins.

> > >

> > > Ein schönes Wochenende noch und bis bald

> > > Marcus Tonn*

*Namen von mir geaendert

-> siehe auch Tagesspiegel Online 
http://195.170.124.152/archiv/2001/03/07/ak-me-557850.html

und

Pro7
http://www.prosieben.de/dotwin/

Das Konzept der DOTWIN-Kampagne stammt von tv miles.
http://www.tvmiles.com/index_noswf.html
http://www.tvmiles.com/de/sol/sol_153.php

Begruendung:
Die Dotwins-Kampagne von Pro7 (Unterhaltung), Bild (Information), McDonalds
(Essen), Shell (Energie), Deutsche Bank 24 (Geld) und Deutsche Telekom
(Kommunikation) zeigt, dass Marketing der Vernetzung groszer
gesellschaftlicher informationeller Power nicht technischer Miszbrauch von
soetwas wie dem Vertrauen der Kunden ist, sondern Marketing grundsaetzlich
den individuellen Vertragspartner (das Mediensubjekt) nicht kennt, nicht
kennen kann, und ihn deshalb technoid-infantil herstellen musz. Dieser
"Kunde" kann dann von anderen Herstellern der Mediensubjekte
(privat/staatliche Institutionen, Behoerden) wieder auseinandergenomen
werden, ohne jede transparente und offizielle Ueberwachung dieser
Tele-Ueberwachung und des dabei stattfindenden Daten-Transfers. 

Die Degradierung des Subjekts zum bezahlten und letzlich unbezahlten
Statistikvieh, weil ja nur kleinster Prozentsatz gewinnt, ist ein
Dauer-Angriff auf die Intelligenz und die Lust am telekommunikativen
Kontext. Die rituelle Schleife, die dabei entsteht: Der
Gewinnspielveranstalter bezahlt den Gewinner des Gewinnspiels mit einem
Preis, alle anderen bezahlen mit ihrem Kauf der Produkte und ihren
angeblich persoenlichen Daten diesen Preis, hat neben der verbuchbaren
Aufmerksamkeit fuer den Veranstalter also ein weiteres viel wichtigeres
Endprodukt: den Konsumenten/die Konsumentin (als "letzte Ressource")
selbst, der aus den gewonnenen Daten gebastelt wird. 

Denn er/sie finanziert die ungeoffnete Spionage symbolisch und real, fuehrt
diese als Handlanger selber mit durch und kreiert sich dabei im Sinne eines
von Firmen nach deren Interessengusto und den dazugehoerigen
Lebensentwuerfen modellierten Markts schnell mal als exploitierbaren "Life
Time-Value", reduziert auf das Profil des sogenannten Endverbrauchers und
-users. Mal abgesehn von der Zeit, die diese technische Bilschirm-Magie
kostet.

Eine Idee waere natuerlich, sich moeglichst viele von den Dotwins zu holen,
um dann z.B. Porno-Videos zu gucken!

Matze Schmidt

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