Schilling, Thorsten on Sat, 24 Nov 2001 14:14:13 +0100 (CET)


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[rohrpost] 9-11 links


- hier die aktuellen links zum 11.9.,.die die Bundeszentrale für politische
Bildung (http://www.bpb.de) in Kooperation mit politik-digital
(http://www.politik-digital.de) täglich erstellt. -th -

Links vom 22.11.

1. Überblick 
1.2. Internationale Medien 

http://interactive.wsj.com/public/current/summaries/terattack.htm - Das
Dossier des Wall-Street-Journal zu den Anschlägen und dem Krieg in
Afghanistan. Interessant ist hier vor allem der Fokus auf wirtschaftliche
Aspekte der Entwicklung. (Wall Street Journal 21.11.)

2. Aktuelles 

http://www.spectator.co.uk/article.php3?table=old&section=current&issue=2001
-11-17&id=1315 - Ein medienkritischer Beitrag von Stephen Glover. Zeitungen
und Fernsehen hätten aus viel zu wenigen und dazu schlechten Informationen
die falschen Schlüsse gezogen. Nur so sei es möglich gewesen, dass die
Nordallianz derart unterschätzt und die Taliban so überschätzt worden sind.
(The Spectator, 17.11.)

http://www2.tagesspiegel.de/archiv/2001/11/21/ak-mn-559398.html - Ein
Beitrag zur neuen Rolle Deutschlands in der internationalen Politik.
Christoph von Marshall schreibt, dass die traditionelle Kultur der
militärischen Zurückhaltung in Zukunft nicht mehr ausreichen wird. Die neue
Offenheit bringt auch neue Erkenntnisse: "Mit Erstaunen hören die Deutschen,
dass Geschichtsepochen, die sie als Ballast empfinden, weltpolitisches
Kapital sein können." So habe Deutschland auch deshalb einen guten Ruf in
Afghanistan, weil sich das Land immer noch an die Unterstützung des
deutschen Kaiserreichs erinnert. (Tagesspiegel 22.11.)

http://www.atimes.com/editor/CK09Ba01.html - Ein Kommentar der Asia Times
zur Kriegsdebatte auch in Deutschland. Die Herausgeber zeigen wenig
Verständnis für die Bedenken gerade der europäischen Linken und meinen, dass
die Furcht vor einem neuen amerikanischen Imperialismus die Realitäten
verkenne. Die Überschrift des Beitrags kann als höhnisch bezeichnet werden:
"The political left and Afghanistan: To hell together." (Asia Times 23.11.)

4. Länderstudien 

http://www.berlinonline.de/aktuelles/berliner_zeitung/feuilleton/.html/93996
.html - Wie in vielen Ländern der sogenannten Dritten Welt ist der
Anti-Amerikanismus auch in Südafrika weit verbreitet. Richard Bertelsmann
berichtet, dass es Fraktionen innerhalb des ANC gibt, die die Attentäter als
legitime Guerilla-Kämpfer bezeichnen, auch aus Rücksichtnahme auf die
muslimischen Wähler im eigenen Land. (Berliner Zeitung 22.11.)

http://www.guardian.co.uk/g2/story/0,3604,603402,00.html - Auch in Japans
Öffentlichkeit gibt es einen Anti-Amerikanismus, der sich zum Teil noch aus
dem Ende des Zweiten Weltkrieges speist, als die USA als wohlwollende
Siegermacht das gesellschaftliche System des Landes umkrempelte. Ian Buruma
meint, dass der amerikanische Idealismus eine gewisse Mitschuld an diesen
Gefühlen trage, denn dieser verwandele sich zwangsläufig in Heuchelei, wenn
er mit der Realpolitik in Berührung komme. Dieser Widerspruch  zwischen
Anspruch und Wirklichkeit amerikanischer Außenpolitik erkläre auch viel von
der Feindseligkeit, die der USA heute in der Welt entgegenschlägt. (Guardian
22.11.)

4.3. Islamische Staaten 

http://www.spectator.co.uk/article.php3?table=old&section=current&issue=2001
-11-17&id=1302 - Vor der sowjetischen Invasion 1979 war die Türkei der
engste Partner Afghanistans. Norman Stone meint, dass das NATO-Land trotz
seiner Probleme auch heute ein Modell für die politische Zukunft in
Afghanistan sein könne, da es Moderne und Islam in sich vereint. (The
Spectator 17.11.)

http://www.lemonde.fr/article/0,5987,3210-6791-243432,00.html - Nicole Pope
verweist dagegen auf den Konflikt innerhalb der Türkei, deren Bevölkerung zu
99% islamisch, deren Regierung aber säkular ausgerichtet ist. Das präge die
öffentliche Diskussion, die in der Beurteilung des Krieges gespalten sei.
Letztlich überwiege aber der Pragmatismus, nicht zuletzt angesichts der
eigenen wirtschaftlichen Probleme im Land.  (Le Monde 11.11.)

5. Bündnisse und Militärschlag 

http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=1109&item=168882 - Die
Netzeitung widmet sich den ausländischen Kriegern der Taliban. Diese stellen
bis zu einem Viertel der gesamten Streitmacht und bestehen vor allem aus
Pakistanern, Arabern und Tschetschenen. (Netzeitung 22.11.)

6. Friedens- und Konfliktforschung 

http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel98534.php - Mit interessanten
Parallelen entwirft Petra Steinberger ein Szenario der Zukunft Afghanistans.
Wie in Deutschland 1945, im Kosovo und in Ost-Timor 1999 sei so etwas wie
ein wohlwollender Kolonialismus der Siegermächte nötig, um demokratische
Strukturen zu fördern. Japan und Deutschland selbst seien die besten
Beispiele für das mögliche Gelingen einer solchen Strategie. (SZ 22.11.)

7. Terrorismus 

http://www.faz.de/IN/INtemplates/faznet/default.asp?tpl=faz/content.asp&rub=
{2D82590A-A70E-4F9C-BABB-B2161EE25365}&doc={A3BE5EF1-11B9-4716-AABE-C8DA4A73
282D} - Der CDU-Abgeordnete Jürgen Todenhöfer glaubt, dass wir dabei sind,
den Kampf gegen den Terrorismus verlieren. Mit dem Bombenkrieg sei der Hass
in die Herzen der islamischen Welt gepflanzt worden, der militärische Sieg
bedeute deshalb nur wenig. Immerhin weiß er, wie man den Märtyrer Bin Laden
verhindern kann: Er sollte durch die Afghanen selbst getötet werden, so gebe
man ihm nicht die Ehre, einer Weltmacht zu unterliegen. (FAZ 22.11.)

http://www.guardian.co.uk/g2/story/0,3604,603401,00.html - Der Guardian hat
sich mit Richard Holbrooke unterhalten, der u.a. erfolgreicher Vermittler im
Bosnienkrieg war und jetzt eine Task-Force zur Terrorbekämpfung leitet.
Beunruhigenderweise glaubt er fest daran, dass die nächste Generation von
Terroristen zu Nuklearwaffen greifen wird. (Guardian 22.11.)

8. Fundamentalismus und Extremismus 

http://www.latimes.com/news/nationworld/world/la-112201museum.story - Paul
Watson berichtet, dass die Taliban auch schon vor der Sprengung der
historischen Statuen einen rabiaten Kultur-Vandalismus betrieben haben. Mehr
als 2.750 Exponate des Nationalmuseums seien unter der persönlichen
Anleitung des Ministers für Information und Kultur zerstört worden.
Fairerweise ergänzt er, dass die anderen Kriegsfraktionen nicht viel besser
waren: In der Zeit des Bürgerkrieges nach 1992 seien etwa 70% der antiken
Ausstellungsstücke verloren gegangen. (LA-Times 22.11.)

9. Islam 

http://orae.fes.de:8081/fes/docs/ANALYSEEINHEIT/Kandel.htm - Der
Politikwissenschaftler Johannes Kandel untersucht in diesem Beitrag für die
Friedrich-Ebert-Stiftung die Situation deutscher Muslime nach dem 11.
September. Die umfangreiche Analyse kommt zu dem Schluss, dass sich eine
deutsche Streitkultur erst noch entwickeln muss, um Toleranz ausüben zu
können, ohne die grundlegenden Werte unserer Gesellschaft aufzugeben.
(Friedrich-Ebert-Stiftung, 22.11.)
 
11. Ökonomie 

http://www.zeit.de/2001/48/Wirtschaft/200148_impfmarkt.html - Nicht alle
Branchen leiden unter den Folgen des Terrorismus. Die Pharmaindustrie
erfreut sich einer vermehrten Nachfrage nach Impfstoffen und die
Forschungsabteilungen haben es sehr viel leichter, Projektgelder zu
erhalten. (Die Zeit 22.11.)

http://www.zeit.de/2001/48/Wirtschaft/200148_z-esoterik.html - Als
"Kriegsgewinnler" kann nach diesem Bericht wohl auch der Esoterikmarkt
gelten. Die neue Sinnsuche dürfte nach dem 11. September zu
Umsatzsteigerungen führen. Bücher über Engel gingen im Moment besonders gut.
(Die Zeit 22.11.)

http://www.atimes.com/china/CK23Ad04.html - Die Asia Times fragt sich, warum
die chinesische Wirtschaft scheinbar unberührt von den Ereignissen des 11.
September ihre Bahnen zieht. Die Antwort: Durch die andauernde Stabilität
der Währung, die internen Reformen im Land, die behutsame aber stetige
Öffnung nach außen und die Fortschritte in Wissenschaft und Technologie sei
China in der Lage, ein stabiles Wachstum von etwa 7% im Jahr zu halten.
(Asia Times 23.11.)

http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A61428-2001Nov20.html - In
einem bemerkenswerten Beitrag appelliert der Ökonom Jeffrey Sachs an die
USA, in Zukunft einen kleinen Teil ihres unermeßlichen Reichtums in die
wirtschaftliche Auslandshilfe zu stecken. Er erinnert daran, wie
wirkungsvoll der Marshall-Plan und die Unterstützung für Japan und Korea
gewesen sind. Eine der Ironien der gegenwärtigen Ungleichheit in der Welt
sei es, dass mit einer Steigerung der westlichen Hilfszahlungen von nur
wenigen Zehntel-Prozenten über einige Dekaden hinweg Dinge erreicht werden
könnten, die niemals vorher möglich gewesen sind. (Washington Post 21.11.)

14. Diskussionsforen, Newsgroups, Initiativen und Nachrichten

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,168949,00.html - In einem
Beitrag von Spiegel-Online und in einem Interview mit ARD.de
(http://www.ard.de/information/beitrag/57/) werden die Szenarien der
Entwicklung der Welt nach dem 11. September des Trend- und Zukunftsforschers
Matthias Horx vorgestellt. Seine optimistische Annahme: Es werden
Sicherheitsgesellschaften entstehen, die zwar auf einige liberale Freiheiten
verzichten, aber dafür das Problem der Globalisierung lösen. Auf der
Homepage des Zukunftstinstituts (http://www.zukunftsinstitut.de/) kann man
sich über die anderen Modelle informieren und in Online-Umfragen angeben,
welches wohl am wahrscheinlichsten ist. (Spiegel-Online 22.11.) 

http://seite1.web.de/Kultur/?msg_id=583984 - Vorerst nur eine kleine Meldung
im Netz, aber trotzdem erwähnenswert: Deutsche Schriftsteller, u.a. Wolf
Biermann, unterstützen in einem Aufruf die Haltung der Bundesregierung zum
Afghanistankrieg. Peter Schneider begründet seine Position in der Zeit
(unter http://www.zeit.de/2001/48/Kultur/200148_literaten.html)  und
bezeichnet den Konsens der Kriegsgegner als "bequem und selbstgerecht". (Die
Zeit 22.11.)
 

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