debug on Thu, 21 Nov 2002 18:00:06 +0100 (CET)


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................. sorry for crossposting.................


Schon wieder ist ein Monat um, fast. Morgen gibt's die neue De:Bug am 
Kiosk. Hier schon mal, was drinsteht:


+ + + + + M U S I K

MASHA QRELLA	
Masha Qrella entdeckt ihre Stimme. Die Contriva- und 
Mina-Instrumentalistin singt sich romantisch spröde auf ihrem Album 
"Luck" in den löchrigen Herbst hinein. Songwriting organisiert sich um 
Auslassungen herum, damit man sich besser darauf einlassen kann.

ANTONELLI ELECTR.
Die unterkühlte Discomaschine Antonelli Electr. hat eine geheime 
Zweitprofession. Sie legt Fisch-Mosaike. Das Jesus-Symbol an der 
Badezimmerwand, ein Flaschenpostherz in der Hand und ein schüchternes 
E-Piano auf Band wandelt Antonelli Electr. auf seinem neuen Album den 
Pfad verletzlicher Liebespoesie im Minmalmantel. What a solution.

BIG DADA LABEL
Big Dada ist die Rettung der britischen HipHop Landschaft. Mit 
brillanten Platten von Roots Manuva u.a. beschreitet das Londoner Ninja 
Tune Sublabel neue Wege und weckt nicht bloß in England trendlose 
Begeisterung für seine elektronischeren und dublastigen 
Veröffentlichungen.

SUTEKH
Der verrückte Crimson King der elektronischen Musik lädt zur 
Privataudienz. Seth Horvitz aus San Francisco, besser bekannt als 
Sutekh, resümiert und arrangiert das eigene Livesetmaterial zu einer 
Ich AG-Mix-Produktion zusammen, die sich als eine entzückend minimale 
"Trial and Error" Scape für die Heimapplikation entpuppt. Rohstoff für 
die Synapsen.

PHIL PARNELL
Egal ob Komponieren oder Programmieren, Phill Parnell, ursprünglich 
Jazzpianist aus New Orleans, jetzt hauptsächlich Londoner, öffnet seine 
Augen für die weite Welt der Vielfalt. Zwischen Herbert-Support und 
Improvisation praktiziert er die Kunst der Querverweise und des 
Austauschs.

POPSHOP
In Zürich bündeln sich die Sounds des weltweit zersplitterten Detroits. 
In distanzierter Verehrung, aber undogmatisch baut sich Martin Akeret 
aka Popshop sein Vocoder-persönliches Detroit mit dem einzig 
sympathischen Electroclash-Anschluss weltweit.

MS JOHN SODA
Stefanie Böhm (auch Couch) und Micha Acher (The Notwist, etc.) haben 
dafür gesorgt, dass Morr Music eine korrekt rockende Gesangsplatte 
bekommt. Eine Platte, die aus dem Nichts zu kommen scheint und keine 
Indietronics- oder Melodie-Elektronika-Sackgassen kennt. Rocking you 
softly mit den schönsten Bassläufen seit New Order und, wie René 
Margraff meint, der Lieblingsstimme des Jahres.

MORR SPRICHT
Thomas Morr hat einen Bart. Elektronika mittlerweile auch. Aber die 
Pläne zum Entstauben liegen bei Morr Music schon auf dem Tisch. Die 
Weichen stellen sich in Gitarren- und HipHop-Richtung. Einer der 
letzten Männer mit Visionen im Musikgeschäft spricht.

CASIOTONE
Trost für schmerzvoll einsame Großstädter kommt von Owen Ashworth aka 
Casiotone aus Seattle. Technischer Lo-fi als Methode wird zur 
charmanten Herausforderung mit Humor, die das unwiederbringlich 
Verlorene zelebriert.

SIGOR ROS
Ach, wie einen Sigur Ròs wieder entführen in ihre Bombastkathedralen 
hinter Nebelschleiern. Die Isländer haben für ihr namenloses neues 
Album noch eine spektakuläre Tonne Unwirklichkeit dazugegeben. Ziemlich 
unwirklich gestaltete sich auch das Interview ...

BOHREN & THE CLUB OF GORE
Sometimes good guys don’t wear white: Bohren und der Club of Gore 
feiern die dunkle Seite der Nacht - den erhabenen Stillstand, wenn der 
Mondschein einen Hof hat und alte Bäume in einem stillen Sturm 
knacksen. Ihr Zeitlupen-Jazz ist ein angenehm unlustiger Abstieg in die 
Abgründe der Spaßgesellschaft.

DENZEL & HUHN
Das lustige Doppel Denzel&Huhn oszilliert mit seinem jüngsten 
Elektronika-Einwurf zwischen spartanischer Leere, Dubspielwiese und 
Wassertank,  kommt aber trotzdem auf den richtigen Punkt. Gemeinsam ins 
salzige Nirvana schaukeln.

ERRORSMITH
Technik-Tricks und ihre Techno-Effekte. Der Berliner Errorsmith setzt 
auf Echtzeitsynthese rundum - von Klang und Struktur, von Hall und 
Punch, von Laufenlassen und Handanlegen. Und erzeugt so den dichtesten 
Funk seit der Erfindung des Technik-Nerd-Diskurses.

PORTABLE
Antiglobalisierungstechno zwischen südafrikanischer Identität und 
britischen Graustufen produziert der Wahl-Londoner Portable und 
rehabilitiert religiöses Drumming im Hitech-Feinschliff. Die Frage, ob 
der Begriff "Eingeborene" anti-pc ist, klärt sich allerdings nicht.

ISLAND AIRWAVES
Island exportiert zwar Sigur Ros, GusGus, Mùm oder Björk. Aber wohl 
nur, damit man im Lande nicht bei Punk und Bigbeat gestört wird. Ein 
komisches Land, in dem man sich durch Ankotzen das Schlangestehen vor 
den Clubs verkürzt. Debug hat sich mit Leib und Seele hineingeworfen.

+ + + + + T E C H N I K

FINAL SCRATCH
Zur Erinnerung. Final Scratch ist diese funky Software-Hardware-Lösung, 
bei der man mit (speziellen) Vinyl-Platten auf (ganz normalen) Technics 
Plattenspielern - die FinalScratch-Macher empfehlen natürlich, da sie 
jetzt mit Stanton zusammen sind, Stanton Plattenspieler - regulär 
gerippte MP3s (und Wav.s und andere Formate) spielen kann, so als wär's 
die heißeste 12" aus dem Plattenladen.

LIVE DJ
Und wieder steht das Vinyl unter schwerem  Beschuss, denn nach Traktor 
und Finalscratch erobert ein weiteres Software-basiertes DJ-Tool die 
Discos. Debug sprach mit dem  Berliner WMF-Platzhirsch Highfish, der 
"Live" live getestet hat.

TEHNIKA (VER 2.0)
Zwei Jahre ist es her, da gründete das slowenische Künstlerkollektiv 
NSK, aus dem damals auch Laibach hervorgegangen war, das Label 
"Tehnika". Diese Plattform für elektronische Musik aller Art ist die 
erste und wichtigste Anlaufstelle für die seit Mitte der 90er-Jahre 
mehr als lebendige Szene. Musikalische Aufbauarbeit par excellence.

+ + + + +  M E D I E N  U N D  K U L T U R

PHO - DAS NUDELSUPPEN NETZWERK
Pho hätte so etwas wie der First Tuesday der Online-Musikwirtschaft 
werden können - und wäre damit heute wahrscheinlich tot. Doch an Stelle 
von Venture-Kapital-Jagd und Vitamin B setzte Pho-Gründer Jim Griffin 
auf Kontroversen. Und die verbindende Kraft vietnamesischer Nudelsuppe.

ISEA JAPAN
Das International Symposium on Electronic Art (ISEA) widmete sich 
dieses Jahr in Japan mit dem Begriff "Orai" den Themen Kommunikation, 
Kontakt, Verkehr, Straßen, Brief. Ein interessanter Ansatz, meist aber 
wieder mal nicht mehr als eine Steilvorlage für die üblichen Vorträge. 
Bis auf einige Ausnahmen. Matthias Sohr berichtet aus Nagoya.

INTERNET UND KRIEG
Für deine personal Bookmarks: Der Widerstand gegen Bush, die 
9.11-Patriotenauslegung und einen Irak-Krieg formiert sich in den 
unterschiedlichsten Formen im Internet. Und wenn das Internet 
zwangsgesäubert wird, sind die Wireless-Alternativen schon sprungbereit.

E-ZINES
E-Zine sind die Chance auf Urlaub vom Turbokapital. Von ihrer 
Operationsbasis in Mailand aus produzieren Andy Simionato und Karen Ann 
Donnachie ein Buntebildchensammelsurium im Screen Mag-Format mit dem 
schlichten Titel ”this is a magazine". Der Beipackzettel verrät: ”It 
has words and pictures in it." Simplizität kann begeistern.

K-SWISS
Zum immer noch aktuellen Retrotick in der Mode setzt 
Turnschuh-Hersteller K-Swiss mit der limitierten ”Classic"-Linie 
”Solar" in schweizerisch penibler Verarbeitung einen bisherigen 
Höhepunkt. Wieso Höhepunkt. Die Turnschuhgeschichte fest im Blick, 
schlendert Fashionvictim Jan Joswig über raffiniertes Understatement, 
die Kunst der gekonnten Persiflage und die neue Attraktivität des 
piefigsten Sportes überhaupt: Bowling.

SHOPPING
Weihnachtszeit, Warenzeit. Shoppen ist eine zentrale Praxis unserer 
Kultur - und in dieser Funktion auch längst in die Museen eingezogen. 
Zum Beispiel in die Schirn Kunsthalle, die unter dem Titel "Shopping" 
"100 Jahre Kunst und Konsum" thematisiert. Nur: kann das Kunstwerk die 
Ware noch in die Ecke drängen?

ZILLA LEUTENEGGER
Mit der Schweizer Künstlerin Zilla Leutenegger startet DEBUG seine neue 
Reihe über künstlerische Arbeiten, an denen keiner mehr vorbeikommen 
sollte. Bei Leutenegger beeindruckt vor allem ihr Humor und ihre 
gekonnte Montage quer durch verschiedene Medien. Selbstinszenierung mal 
mit weniger Selbst und mehr Material.

09-11 UND BOWLING
Kritik am Amerikanismus: Ende November laufen zwei Kurzfilme an, die 
sich mit den Abgründen der USA auseinandersetzen. "Bowling For 
Columbine" nimmt den Überfall zweier Schüler auf ihre Highschool in 
Littleton zum Anlass, um die Waffenfixiertheit der Amerikaner in 
Bildern dokumentarisch für sich sprechen zu lassen. Und in "11' 09' 01 
– September 11" drehen elf renommierte Regisseure aus aller Welt 
11-minütige Spots, die eine andere Sicht auf die Anschläge des WTC 
zeigen. Zwei gute Filme.


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