Peter C. Krell on Thu, 2 Jan 2003 17:25:07 +0100 (CET)


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[rohrpost] GAME FACE das deutsche Entwicklermagazin


Hallo allerseits, 

Erstmal allen ein frohes, gesundes Neues Jahr. Em...
Ich hatte Euch bereits angekündigt, dass wir in Berlin zur Zeit an einer
Sache brüten und wie´s aussieht, sieht´s ganz gut damit aus. So gut, dass
ich denke, dass man es im internen Kreis dieser Liste bereits schon mal
verlauten lassen könnte, auch wenn es gleich wieder die Runde machen wird
und auch wenn das Frauenhofer Feedback noch auf sich warten lässt:
Nun wird planen in Kooperation mit dem GAME Verband und zwei Verlagen (einen
zweiten, wenn etwas schiefläuft) ein deutschsprachiges Entwicklermagazin mit
dem reißerischen Namen: "GAME FACE".
Darin wird es um kulturelle, modische/stilistische und technische Fragen
gehen. Berlin als Schmelztegel der Stile und Kulturen, Berlin als kreatives
Zentrum Deutschlands bietet sich dafür förmlich an.
Thematisiert werden neben dem philosophischen Leck im Markt und der auf den
Markt schielenden Entwicklung auch praktische Fragen des Versionings bei der
Entwicklung sowie das neue von Radonlabs eingeführte Nebula Paradigma und
all die sich daran anknüpfenden (Open Source) Entwicklerfragen. Zusätzlich
stellen sich Fragen der Medienkonvergenz grundsätzlich neu, wenn ganze
Industrien wie die Musikindustrie und die Filmindustrie beispielsweise sich
auch nach der Beendigung des Neuen Marktes durch das "digitale Paradigma"
unserer Tage dazu gezwungen sehen, komplett umzudenken. GTA Vice City zeigt
wohin die Reise geht. Air France, Nokia, Canon kennen andere Wege, die nicht
notwendigerweise an verschiedene Medienschauplätze führen müssen, wenn man
sie konsequent weiter denkt. Rechtliche Fragen sind darüber hinaus genauso
interessant wie pekuniäre und Fragen des Modellings ersetzen keine
inhaltliche Diskussion.
Von einer Medienbaustelle gelangt man da zur Nächsten, und dennoch scheint
überall nahezu derselbe digitale Grundbeton verbaut zu werden. Das
Gesamtbild ergibt, wenn man im imaginären einmal rauszoomt das Bild einer
amorphen Grundarchitektur von lauter Selbstähnlichkeiten, nämlich derer von
Null und eins. Ganz im Sinne einer fraktalen Geometrie. Benoit B.
Mandelbrots kann sich immer wieder freuen, von allen Seiten immer neue
Beweise seiner Thesen zu erhalten. (Liegt darin vielleicht ein unbewusster,
fraktaler Moment seiner Theorie?)
Wie auch immer, gemäß seines Manifest ("The fractale geometry of nature" von
1977 (1982, 1983), Boston) soll diesmal auf der Basis von emergierten
Computerspiele-Technologien und Acarde Edutainment nach neuen Synthesen von
mathematischem, naturwissenschaftlichen und philosophischen Wissen gesucht
werden. Hierbei vermittelt GAME FACE und zeigt die Menschen hinter den
Engines, die jede für sich genommen selbst wie ein Welterklärungsmanifest
unter technischen und ökonomischen Zwangsvorschriften daherkommen. Da es
aber überall nur so von Manifesten wimmelt, soll die Gültigkeit dieser
teilweise recht monumental wirkenden Sinnarchitekturen mehrfach hinterfragt
werden. Indem man die Menschen zeigt und befragt, die diese mitverantworten
bzw. verursachen, geht ein Teil der Anynomität verloren, die sich maskenhaft
im systemischen Funktionieren über das Menschliche schiebt. In dem man den
Spielen erneut Gesichter zuordnet und freilegt, was für emotionale
Beweggründe und Ideen den Entwicklungen zugrunde liegen, wird auch ein Weg
gefunden, Emotionen interaktiv darzustellen.
Gleichzeitig ziehen wir unseren eigentlichen Saft aus dem zersplitterten
Nichts jenseits der euklidischen Ebenheiten, aus der endokrinen Nichtpräsenz
des abgebildeten Apparts und verweisen auf das Irrationale in der Maschine
und das Rationale im Halb- und Faktalrationalen.
Die fraktale Kochkurve zeigt es genau:
D=log4/log3~1,2618>1, aber DT=1
->Läßt sich aufgemalt oder ausgeplottet einfach besser nachvollziehen.
Wir suchen also auch hier nach neuen Modi der Repräsentation von Wissen sei
es im Bereich der Anatomie oder anderen Bereichen der Heuristik.
Die Vereinnahmung der Natur durch die Mathematik im Modus einer künstlichen
Natursimulation gebirt neben praktischen bierernsten Anwendungen auch
spieletaugliche Versionen ihrer Anwendbarkeit. Teile davon diffundieren über
in vorher ungekannte Bereiche, die unsere Wahrnehmung und unsere Bilder von
der Welt beeinflussen. Die Canon Corporation zeigte im Herbst 2002 bei
Statustagung des BMBF in Leipzig die ersten spielerischen Mixed Reality
Anwendungen. 
Vor diesem Horizont lässt sich eine Menge sagen. Robbie Williams geht mit
Xbox auf Tournee, Tom Novy mit Sony und bald schon sind die Tekken4 Finals
u.a. mit Haito und Lexy. GTA Vice City bricht alle Verkaufsrekorde und
bringt zusätzlich 7 Oldschool CDs auf den Markt. Eine besser als die andere.
So etwas gab´s bisher noch nicht. Will man verstehen, was da vor sich geht,
muss man drüber reden. Hierbei hilft ein grundsätzliches und möglichst
tiefes Verständnis von dem, worüber man spricht, bzw. was man
mithervorbringt. Neben einer ad hoc Philosophie im Pop-Gewand der
technisch-ökonomischen 3D-Shooter und musikinspirierten Diskursen jenseits
von Debug und Spex soll nach einer Deckenstreckung der Entwickler-Diskussion
auf ihre praktische, handwerkliche Anwendbarkeit hin eine philosophische
Sicht freigelegt werden, die ihre (fraktale) mathematische Basis nie ganz
außer Augen verliert.
Dabei sollen die überregionalen Makrotrends genauso zur Behandlung kommen
wie kleinere aber wichtige Mikro-Annekdoten und Geschichten aus der
kontinuierlich wachsenden deutschen Spieler- wie Entwickler-Szene. Im
Vordergrund geht es aber um harte Codes und deren konkrete Anwendung. Denn
auf der Basis von universeller Mathematik ist die Welt tatsächlich nichts
weiter als ein etwas größeres Dorf und letztenendes vielleicht sogar ein
fraktales Dorf. Ganz im Sinne von DJ Spooky (vgl. Artbyte Magazine,1999,
NY). 
Weltkomplexität (vg. Norbert Bolz, 2001) läßt sich hingegen immer schwerer
vermitteln und dennoch ist mit ein paar Zeilen Codes oder einem Song
manchmal mehr bewirkt oder gesagt, als sich mit Worten ausdrücken läßt. Und
bisweilen kommt beim Versuch sich auszudrücken sogar ein ganzes Spiel dabei
raus. Em... 
Vielleicht hat auch Lev Manovich recht und wir bewegen uns auf eine neue
epistemologische Basis hin, jenseits von Bild, Schrift und Zahl. (vgl.
Ebds., "The Language of New Media", 2001, MIT, Boston, USA) Wer weiss?

Interessenten, die Artikel veröffentlichen möchten oder in irgendeiner
anderen Weise sich bereit erklären wollen zu helfen, melden sich bitte
persönlich bei mir.
Viele Grüsse,
Peter


--
GAME FACE Magazin
Peter C. Krell (M.A.)
Chefredakteur
Seumestrasse 20
10245 Berlin
Tel.: +49-30-27574265
Fax.: +49-30-27574266
Coming soon:
http://www.game-face.de

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