microprozessor.org on Sat, 3 May 2003 20:22:18 +0200 (CEST)


[Date Prev] [Date Next] [Thread Prev] [Thread Next] [Date Index] [Thread Index]

Re: [rohrpost] Material Re Material (remix & copyright)



eine kleine erzaehlung:

kunstunterricht: die vom lehrer erteilte aufgabe in einer kasseler schule 
lautete folgendermassen: Bearbeiten Sie ein landschaftsportrait mit dem 
thematischen bezug "wie wirkt sich digitalitaet auf unsere welt aus ?"
Eine schuelerin scannte das bild ein und druckte es neu aus; einzige 
veraenderung: sie liess den kleinen curser-pfeil ganz links unten in der 
ecke des ausgedruckten bildes stehen.
der lehrer gab ihr auf diese arbeit eine 5 mit der begruedung: "thema 
verfehlt". er haette sich eine collagierung und cut-up-technik "gewuenscht".


al



At 21:05 19.03.2003 +0100, you wrote:
>COOL BLEIBEN BITTE:
>'Künstlerische Strategien wie die Collage, die Montage, das Cut Up oder die
>Rekontextualisierung '...
>haben nur deshalb solch einen Erfolg gehabt und werden ihn immer wieder
>haben, weil sie die am elendsten missverstandenen der letzten hunderrt Jahre
>der Künste waren: Jeder Bürger versteht den Herstellungsprozess, ja wird in
>der Schule masslos oft von schlechten Kunsterziehern angemacht, auch so
>vorzugehen, weil dann die Kunstfertigkeiten scheinbar wegfallen und Kunst
>leichter wird, dabei geht es nur um einen winzigen Prozentsatz
>künstlerischen Handelns, nur um das geschwätzige (literarisch
>zeitgeschichtliche) Tun, das nicht zu Unrecht das entlarvende Wort
>Rekontextualisierung an sich gezogen hat. Es muss doch als Erfahrung bekannt
>sein, dass nur bei einer guten Collage (...)  das Wiedererkennen des
>Bekannten im neuen Kontext VÖLLIG vergessen wird, weil eine neue
>Wirklichkeit die Kopien der alten Wirklichkeiten vergessen macht,
>überstrahlt. Es geht ja auch letztlich garnicht um den Bezug zum Alten, an
>solchen Unsinn glauben nur Leute, die immer noch daran glauben , man könne
>aus (der) Geschichte etwas lernen. Um es noch härter zu sagen: Nur, wer nie
>richtig sehen, riechen, schmecken ....gelernt hat, lässt sich blenden von
>den o.g. inhaltsschwangeren Techniken. Es sind also zu 99% die Unkreativen,
>die sie anwenden. Da haben sie wenigstens einen Ansatzpunkt zum
>künstlerischen Handeln, den sie sonst als obsessiven eigenen Impetus
>garnicht hätten. Und wer aus der noch unkreativeren Zuschauermenge wagt was
>gegen Zitate zu sagen, die ja schon einen Wert an sich haben...
>Also ich bitte doch sehr um etwas mehr Genaueres Hinsehen bei den 'alten
>europäischen' Techniken und den 'neuen Ansätzen'.  Künstler brauchen keine
>Zitat-Techniken im Kopierzeitalter eines G.W. Bush, da spielen die Bürger
>schon mit, sondern Visionen für alle ihre zwölf Sinne, und das haben auch
>jeweils 'fünf' jedes Genres per Jahrhundert, das reicht...
>Gruss Wolf Kahlen

-------------------------------------------------------
rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze
Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/
Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/