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[rohrpost] "Utopische Körper" - Berlin 23.-25/5/03


für alle interessierten

beste grüße
oliver lerone schultz

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Kongress "UTOPISCHE KOERPER"

23. bis 25. Mai 2003 in der Volksbuehne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin

veranstaltet vom Graduiertenkolleg "Koerper-Inszenierungen" und
der Volksbuehne am Rosa-Luxemburg-Platz


Der Kongress "Utopische Koerper" geht von der These aus, dass sich
utopisches Denken nach dem Ende der gesellschaftspolitischen
Utopieentwuerfe auf den Koerper verlagert. Zukunftsvisionen, die durch
die rasante Entwicklung innerhalb der Life-Sciences und der
Computertechnologie angestossen wurden, machen den Koerper zur
Projektionsflaeche alter Menschheitstraeume, indem sie das Ende von
Krankheit, Schmerz, Alter und Tod versprechen. "Posthumanistische"
Spekulationen ueber neue Verbindungen von Mensch und Maschine im Cyborg,
ueber gentechnische Modifikationen oder die vermeintliche Ueberwindung
des Koerpers durch seine Virtualisierung beschreiben diese
Zukunftsentwuerfe - durchaus widerspruechlich - in den Termini von
Utopie und Dystopie. Aber nicht nur technologische Zukunftsvisionen,
auch gegenwaertige Gesellschaftspraxen zeugen vom Einwandern der Utopie
in den Koerper.
In Vortraegen und Filmen, Performances und Podiumsdiskussionen,
sportlichen und kuenstlerischen Aktionen werden Utopische Koerper von
verschiedensten Seiten reflektiert. WissenschaftlerInnen von der
Sportphilosophie bis hin zur Architekturtheorie oder
Wissenschaftsgeschichte, aber auch KuenstlerInnen, und SportlerInnen
sind eingeladen, historische Koerper- und Menschenbilder, fiktive und
posthumanistische Entwuerfe zukuenftiger Koerper zu eroertern.
So ist der Kongress zwar im Kern eine wissenschaftliche Tagung, die
jedoch dem besonderen Ort der Volksbuehne Rechnung traegt und sie mit
"Utopischen Koerpern" besetzt.



Auszug aus dem PROGRAMM:
(das aktuelle und detaillierte Programm finden Sie unter
www.fu-berlin.de/bodynet und www.volksbuehne-berlin.de)

Sa- und So-Mittag: "The Body Proud" - eine performative Installation des
Critical Art Ensemble (USA)
Sa-Mittag: Leistungen des Koerpers - Sporteinlage mit der Fitness
Weltmeisterin Ruscha Kouril, Rhythmische Sportgymnastinnen und Aerobic
Weltmeisterschaftsteilnehmern aus Halle
Sa-Abend im Anschluss an die Tanztheater-Vorstellung "Visitors Only" von
Meg Stuart Podiumsdiskussion "Wie utopisch kann der Koerper im Tanz
heute noch gedacht werden?" mit Tanzwissenschaftlern, Performern und der
Choreographin
So-Mittag: "Kudan" - Butoh-Tanzauffuehrung von und mit Yuko Kaseki


FREITAG, 23. MAI 2003: Kommentierte Filmnacht - VISIONAERE PROJEKTIONEN

20:00 Filmausschnitte zu "Utopischen Koerpern" von Georg Seesslen
(angefragt)
21:00 [weiteres Programm - in kürze auf der Website zu finden]
22:00 Filmvorfuehrung: "Ghost in the Shell" (1995) - ein japanisches Manga


SEKTIONEN SAMSTAG, 24. MAI 2003

Sektion I KOERPERBILD/MENSCHENBILD
Den Moeglichkeiten in der Biotechnologie sind scheinbar keine Grenzen
gesetzt: Wurde eben noch die Entschluesselung des menschlichen Genoms
gefeiert, erschuettern auch schon Meldungen von den ersten geglueckten
Versuchen, menschliches Leben zu klonen, die Weltoeffentlichkeit.
Waehrend die Sozialwissenschaften in diesem Spannungsfeld von
medizinischen Heilsversprechen und apokalyptischen Endzeitvisionen um
ethische Fixierungen bemueht sind, hat die Biotechnologie schon laengst
Einzug in die Kunst gehalten. Hier kehrt ein Kuenstlertypus wieder, der
sich gleichzeitig als Wissenschaftler und Kreativer begreift und in die
Renaissance zurueckweist.

Sektion II REFORMIERTE KOERPER
Schon in historischen Utopien geht die Perfektibilitaet des Menschen mit
der Planung perfektionierter Koerper einher. Utopien greifen auf den
Koerper zu - mit Koerpertechniken wie Diaetetik, Training und Hygiene
setzen sie am Koerper des Einzelnen an. Wechselnde Interpretationen
koerperlicher Funktionsweisen - ablesbar an technischen und
mediologischen Metaphern - beeinflussen die Modelle koerperlicher
Interaktion von der Antike bis zur modernen Industriegesellschaft. Die
Sektion thematisiert utopische Koerpertechniken vom Jugendkult und der
Selbstunterwerfung unter das utopische Regime reformierter Lebenspraxis
bis hin zu politischen Angriffen auf den Koerper.
Samstag Mittag 13:30-15:00 Uhr

Sektion III LEISTUNGEN DES KOERPERS
Koerperliche Praktiken von Fitness und Wellness bis hin zum Spitzensport
basieren auf einer utopischen Struktur: Immer schneller, staerker, oder
schlanker sollen die Koerper werden. Das Erreichte gilt es stets wieder
zu ueberbieten. Neben dem Training des Koerpers helfen 'unterstuetzende
Mittel' - allen voran das Doping im Spitzensport - vermeintliche Grenzen
zu verschieben. Welche Bedeutung kann ein Koerper in Zukunft haben, der
nicht durch sportliches Training bearbeitet ist, wenn Menschen sich
zunehmend nach ihrer koerperlichen Leistung - messbar in Zentimetern,
Gramm und Sekunden - beurteilen lassen?

Sektion IV TECHNIK UND KOERPER
Nicht erst mit dem Cyborg verschwimmt die Grenze zwischen Mensch und
Maschine, Natur und Kultur. In einer neuartigen Verbindung von Mensch
und Technik entstehen bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erste
Technik-Koerper-Hybride. Der technologisch aufgeruestete Koerper ist auf
den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs, in den Fabriken, den
Sportstadien zu besichtigen. Daraus ergeben sich neue
Interaktionsmoeglichkeiten zwischen dem Koerper und seinem
(architektonischen) Umraum bzw. seiner Zeit.


SEKTIONEN SONNTAG, 25. MAI 2003:

Sektion V SEHNSUECHTIGE KOERPER
Es gibt Orte der Sehnsucht, die wir aufsuchen, um aus ihnen veraendert
hervorzugehen. Der Urlaub, banal und verklaert zugleich, ist einer
davon. Am "globalen Strand" verspricht die Utopie, der Nicht-Ort, zur
Eu-Topie, zur Kulisse des vollkommenen Gluecks, zu werden. Auf der Suche
nach Entspannung und Rausch, nach Selbstfindung und Selbstentaeusserung
wird der eigene Leib zur Schnittstelle von Entgrenzung und
Grenzerfahrung. Was fuer Koerper entstehen aus gesellschaftlichen
Sehnsuchts-Ritualen? Und sind es Restposten verkuemmerter Utopien, die
sich in diesen Alltagspraktiken ausagieren?

Sektion VI THEORETICAL FICTIONS
In Bezug auf die imaginaeren Bilder des "machbaren Menschen" kommt es
heute, unter den Vorzeichen einer extensivierten und intensivierten
Techno- und Medienkultur, zu immer komplexeren Resonanzen zwischen
sozialer Realitaet, wissenschaftlicher Projektion und fiktionaler
Erzaehlung. Die Utopie als Entwurf einer menschlichen Zukunft entsteht
entsprechend in Bezug auf die modifizierbare koerperliche Verfassung des
gesellschaftlichen Menschen zunehmend aus einem Konvergenzraum
aesthetischer Fiktion, wissenschaftlicher Konstruktion und politischer
Konzeption heraus. Welchen Verhandlungen untersteht der Koerper in
diesen komplexen, historisch spezifischen und geschichtenerzaehlenden
Praktiken?

Sektion VII BEGEHRTE KOERPER
Das Begehren ist unendlich, denn das, was begehrt wird, ist prinzipiell
unerreichbar. Umgekehrt ist es genau dieser Mangel, der das Begehren in
Gang haelt und dessen Erfuellung als utopischen Endpunkt intendiert. Die
verlorene Einheit, der fundamentale Entzug von Welt und Selbst soll
ueberwunden, der Koerper als Garant von Praesenz und Ganzheit
zurueckgewonnen werden. Diese Sehnsucht ist nicht nur der Fluchtpunkt
visueller Wahrnehmungstechniken, sondern auch die erregende Kraft
pornographischer Darstellungen. Und wie vollzieht sich die utopische
Bewegung in und an Raeumen, die ueberblendet sind von dem Begehren, den
Koerper zu besetzen?

Sektion VIII UTOPIE/ DYSTOPIE
Im XX. Jahrhundert zerbrachen lineare Fortschrittserzaehlungen an
einschlaegigen historischen Ereignissen. In der Folge kam es zur
Ergaenzung bzw. Abloesung von Utopien durch die Motive negativer
Zukunftsbilder. Vor diesem Hintergrund stellt sich auch die Frage nach
den Entwuerfen zukuenftiger Koerper neu. Dabei ist in den neuen
Erzaehlungen der Zukunft - wie etwa im Cyberpunk oder in den Debatten um
den Posthumanismus - gerade dort, wo sie (neue) Koerper praesentieren
und entwerfen, keine eindeutige Trennlinie mehr zwischen utopischen und
dystopischen Momenten auszumachen.



weitere Informationen, Programm und Kartenvorbestellung unter
www.fu-berlin.de/bodynet und
www.volksbuehne-berlin.de

Kartenvorbestellung bei der Volksbuehne am Rosa-Luxemburg-Platz
empfohlen bis 17. Mai 2003!
(begrenztes Kontingent fuer Meg Stuart/ Damaged Goods "Visitors Only"!)




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