das ende der nahrungskette on Sat, 5 Jul 2003 15:48:29 +0200 (CEST)


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[rohrpost] "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Ein emanzipatives Schneewochenende mitEve lyn Fürlinger . 6. Juli 03, 21 Uhr.


DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL

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6. Juli 2003 um 21 Uhr im monochrom-Raum im MQ/Wien ( 
http://quartier21.mqw.at/uebersichtsplan/index.html ).
Mit diskursiver Einleitung von Evelyn Fürlinger.

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Die Geschichte ist alt und tausendfach erzählt. Ein junges Mädchen von gutem 
Charakter wird von ihrer bösen Stiefmutter schlecht behandelt und als 
Dienstmagd ausgebeutet. Durch magische Umstände landet sie schließlich 
traumschön auf dem königlichen Ball und in den Armen des begehrten Prinzen. 
Dieser ist sogleich Feuer und Flamme für die atemberaubende Fremde. Sie muss 
Hals über Kopf vom Ball flüchten, wobei sie ihren Schuh verliert. 

Regisseur Vaclav Vorlicek machte aus dieser ungewöhnlichen Vorlage eine 
Geschichte, die einem modernen Frauenbild entspricht und mit ihrer Wärme die 
weißen Winterlandschaften überstrahlt. Vorlicek wurde 1930 in Prag geboren und 
hat neben seinem größten Erfolg "Drei Nüsse für Aschenbrödel" weitere 
Märchenfilme wie "Die kleine Meerjungfrau" oder "Der Feuervogel" geschaffen. Er 
ist maßgeblich am hervorragenden Ruf der Tschechischen Filmindustrie im Bereich 
der Kinder- und Märchenfilme beteiligt. 

Die deutsch(DDR)-tschechische(CSSR) Bearbeitungen dieses Stoffes von 1974 toppt 
bis heute alle weiteren Verfilmungen, sie wird als "Geniestreich" bezeichnet 
und zum "Märchenfilm des Jahrhunderts" erhoben, läuft alljährlich um die 
Weihnachtszeit auf bis zu zehn unterschiedlichen deutschsprachigen Kanälen. 

Und deshalb soll das gute Stück Filmgeschichte auch in sommerlichen Zeiten 
laufen. Morgen Sonntag um 21 Uhr nämlich, bei uns im monochrom-Raum im MQ. 

Zuvor wird Evelyn Fürlinger über "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" referieren.

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Differenziert und emanzipiert 

Es liegt wohl ganz besonders an den beiden Hauptfiguren des Filmes, die der 
Zuschauer noch nie so differenziert, lebendig und natürlich erlebt hat. 
Aschenbrödel, rührend dargestellt von der tschechischen Schauspielerin Libuse 
Safrankova ist zwar bildschön, hat jedoch weit mehr als ihr Aussehen zu bieten. 
Fast ist eine leise Verwandtschaft zu Pippi Langstrumpf festzustellen, wenn sie 
rotnasig durch den Schnee tobt, unterdrückte Knechte vor Strafen beschützt oder 
liebevoll ihre Tiere pflegt. 

Mit wehendem Haar, singend und von ihrer momentanen Freiheit beseelt, reitet 
sie durch den dick verschneiten Wald. Sie trägt ein Kittelkleid, eine Fellweste 
und dicke Strumpfhosen als sie dem Prinzen zum ersten Mal begegnet und ihn so 
durch Courage und Frechheit beeindruckt. Bei einer weiteren Begegnung auf einem 
Jagd-Wettbewerb sticht sie als Jäger verkleidet Prinz und Gefolgschaft durch 
ihre Schießkünste aus und wird "König der Jagd". Erst auf dem Ball spielt sie 
alle weiblichen Trümpfe aus. Hinreißend schön verzaubert sie zunächst die 
Wachen vor der Eingangstür - die lassen sie sofort herein. Im Ballsaal 
angekommen, liegt ihr die gesamte Festgesellschaft förmlich zu Füßen. Allen 
voran der Prinz, der das alberne Brautschau-Spektakel - "Das ist kein Ball, das 
ist eine Treibjagd!" - gerade wutentbrannt verlassen wollte. Auch er gibt einen 
ungewöhnlichen Helden ab. Eigensinnig und verspielt widersetzt er sich den 
Etikette-Vorstellungen seines Vaters und verkörpert so eine ungewöhnliche 
Ehrenhaftigkeit. 
             
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Mehr als nur silbergewirktes Kleid 

Besonders bemerkenswert: Aschenbrödel strotzt nicht nur vor Aktivität - eine 
Eigenschaft, die ihrer Figur in anderen Fassungen so gut wie nie vergönnt ist - 
in dieser Verfilmung weist sie zunächst sogar den Prinzen ab, als der sie noch 
nicht in ihrem ganzen Wesen erfasst hat. Es genügt ihr nicht, dass der Mann, 
den sie selbst längst liebt, nur von ihrer Schönheit beflügelt schon nach dem 
ersten Tanz die gemeinsame Zukunft verkünden und die Hochzeit ausrufen lassen 
will. Sie gibt ihm ihr berühmtes Rätsel auf, mit dem ihm klar werden soll, dass 
zu der Ballgrazie auch noch das Mädchen im Kittelkleid und die geschickte 
Jägerin gehören. 

Vorlage für "Drei Nüsse für Aschenbrödel" war die Fassung der Schriftstellerin 
Bozena Nemcova (1816 - 1862). Sie erschuf zwar nicht das emanzipierte, 
lebensfrohe Mädchen, das der Film uns präsentiert, die Autorin galt jedoch als 
außerordentlich freigeistige, sozialkritische Persönlichkeit, so dass ihre 
Variante des ansonsten gefügigen Aschenbrödel eine Ganze Menge Courage mit auf 
den Weg bekam.
       
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Screening
Evelyn Fürlingers diskursive Einleitung beginnt am Sonntag den 6. Juli 2003 um 
21:00 bei uns im monochrom-Raum im MQ ( 
http://quartier21.mqw.at/uebersichtsplan/index.html ). Danach Screening des 
Films.

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