Matze Schmidt on Tue, 8 Jul 2003 14:43:17 +0200 (CEST) |
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hallo Sunday, July 6, 2003, 11:12:23 PM, you wrote: >> definitionsvorschlag für "medien" und "medienwissenschaft" >> Diskussionspapier zu einer exakten Definition von "Medien" als Voraussetzung für >> eine hyperdefinitionistische Medienwissenschaft > Den Versuch finde ich gut, da "Medien" bzw. "Medium" in den heutigen > Geistes- und Kulturwissenschaften ein zur schoenen Beliebigkeit > erweiterter Begriff geworden ist. >> (0) Medienwissenschaft ist nicht gleichbedeutend mit der Summe aller >> wissenschaftlichen Aktivitäten, die das empirische Feld der "Medien" erforschen. > Womit Du Publizistik, Demoskopie, aber auch Mediensoziologie und > -anthropologie sowie -aktivismus explizit einsschließt. >> Gegenstand der Medienwissenschaft ist das Eigentümliche der "Medien", das andere >> Wissenschaften nicht erfassen: das was sexy ist an "DEN Medien", > Solange "die Medien" nicht definiert sind, weiß man, was "das > Mediale" ist. >> ihr spezifischer >> systemischer Zusammenhang und ihre spezifischen Wechselwirkungen, ihre >> Binnenlogik und Eigendynamik auf allen Ebenen: technisch, >> sozial/gesellschaftlich, semiotisch/"sprachlich", kulturell. > So, so - O.k., es soll also um eine System- oder Strukturzerforschung von > "Medien" gehen. >> (1) Gegenstand der Medienwissenschaft ist nicht "das Medium", sondern "die >> Medien". Ausgangspunkt ist der Sinn, in dem wir den Begriff seit ca. 460 Jahren >> vorwissenschaftlich verwenden, um eine grundlegende Veränderung unserer >> Lebenswelt zu bezeichnen. Ihr Kernsatz ist NICHT "The Medium Is the Message." > Polemisch gekontert: A reply is a rose is a nose - a medium is a medium > steak is a piece of shit. > Deine Definition ist eine Zirkulardefinition ("zirkel zirkel!"). >> (1.1) Die Wissenschaft, die "die Medien" fokussiert, untersucht in erster Linie >> die gegenwärtige Sruktur der geschichtlichen Struktur der Medien-Konstellationen >> im Zeitalter der immer schon technischen Reproduzierbarkeit von Zeichen und Botschaften, >> d.h. seit etwa immer! > Das finde ich willkürlich gesetzt. Warum nicht z.B. seit Gutenberg oder > seit der Erfindung der Pornographie? >> (1.2) Sie geht dabei aus von der Tatsache, dass der Leitbegriff "Medien" nicht >> nur zum Signum unserer Epoche geworden ist, > Dann legst aber wiederum einen empirischen und soziologischen > Medienbegriff zugrunde: qwertz "Medienwissenschaft" legimitiert sich also > dadurch, daß wir in einer Epoche leben, in der beständig von "Medien" > die Rede ist. in der beständig von "Medien" die Rede ist. in der beständig von "Medien" > die Rede ist. >> sondern tatsächlich den ultimativen Schlüssel >> zum kritischen Verständnis unserer totalen Lebenswelt darstellt, wenn man von der >> paradoxen Verselbständigung ausgeht, die der Begriff selbst bereits in seiner >> üblichen Verwendung enthält: "The Medium Is the Massage" heißt dann (über >> McLuhans idiosynkratische Deutung hinausgehend), dass wir im Zeitalter von "die >> Medien" leben und überhaupt erst von "Massage" sprechen, > So! >> seit es unabweisbar >> geworden ist, dass "Medien" noch etwas anderes tun als zu "vermitteln" bzw. >> "Botschaften zu übertragen", also keine Kanäle sein sollen. > Dies ist eine These, die ich erst gerne begründet sähe. Könnte es nicht > vielmehr sein, daß hierin das Mißverständnis bzw. haltlose Wuchern des > "Medien"-Begriffs zu sehen ist und man (wenn überhaupt) "Medium" streng > als Abwässerkanal definieren sollte? > Das Problem des Begriffs "Medium" ist aus meiner Sicht das einer > wuchernden Metonymie (d.h. einer Sprachfigur, in der ein Ding durch > ein benachbartes, unter- oder übergeordnetes Ding ersetzt wird): UND, WO > IST DAS PROBLEM DISKURSANALYTIKER? Das > Radio z.B., könnte man meinen, hat Radiowellen als sein "Medium" zwischen Sendern und > Empfängern.[*] Doch dann beginnt man, auch von den > technischen Sende- und Empfangsapparaten als "Medien" zu sprechen, > und in einer zweiten Metonymie wird plötzlich auch der redaktionelle > Apparat eines Radiosenders zum "Medium", bis schließlich das Radio > als solches ein "Medium" ist. Die nächste metonymische Wucherung, in > der Teil und Ganzes miteinander verwechselt werden: Weil der Computer > als Universalmaschine in sich alle technischen Informationssysteme > emulieren kann, z.B. das Radio durch Internet-Streaming, und somit alle > sog. "Medien" in sich aufnimmt, wird er (seit Alan Kay) selbst zum > "Medium" verklärt. >> (1.3) Medien sind demnach nicht (bzw. nicht mehr) im Rahmen einer herkömmlichen >> Theorie von "Kommunikation" als bloße Werkzeuge und Vermittlungsinstanzen >> adäquat zu erfassen, die "Botschaften" gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher >> Akteure zum "Rezipienten" transportieren, sondern als Medienkonstellationen, die >> komplexe Medienräume, besondere "Subjektstellen" (Foucault) und letztlich >> umfassende Lebenswelten schaffen. > cool! Auch hier ist Deine Definition tauto- bzw. autologisch: "Medien sind > [...] zu erfassen [...] als Medienkonstellationen, die komplexe > Medienräume [...] schaffen", so dass man z.B. im Kopf den Kopf drehen > muss, um das hier zu verstehen: :-) >> (1.4) "Die Medien" in diesem engeren Sinn entstehen zuerst >> technisch-phänomenologisch (seit ca. 1850, wirklich wirksam erst seit ca. 1900) >> und dann (seit den 1950er Jahren) auch als Begriff genau da, wo die fundamentale >> Differenz zur "Gutenberg-Galaxis" deutlich hervortritt. > 1. Wieso? > 2. Mir ist immer noch nicht klar, was Du genau als "die M(a)edi(ch)en" > definierst. >> Medienbegriffen gesetzt sind. So muss die (im weiteren Sinn) "medienhistorische >> Epoche" zwischen 1500/1900 scharf getrennt werden von der "Epoche der Medien" >> (im engeren Sinn), die um 1900 wirklich einsetzt. (Und es gibt Indizien, dass >> um 1980 der Beginn einer neuen "Epoche der Medien" anzusetzen ist). > Das erscheint mir alles als eher geschichtsmetaphysisch, denn klar! Und > was metaphysisch geschichtlich ist, ist unklar! >> (2.) Das "Wesen des Mediums" gibt es nicht. Insbesondere ist die Rede im >> Singular ("das Medium") theoretisch streng genommen sinnlos und irreführend. > Wie begründest Du das? Wovon leitet sich denn sonst der Plural "die > Medien" ab? Kreuze an: _ |_| Medien = Multimediale Werkzeugvielfalt _ |_| Medien = Zwischenmedien _ |_| Medien = Propagandamaschinen > "-" "Ich" "gebe" "Dir" "ja" "prinzipiell" "recht""," "würde" "nur" "den" > "umgekehrten" "Schluß" > "ziehen""," "von" "den" "Begriffen" "Medium" "und" "Medien" "wenn" > "überhaupt""," "dann" "nur" > "äußerst" "skeptisch" "und" "zurückhaltend" "Gebrauch" "zu" "machen""." > Die Vorstellung des "Mediums" halte ich für ein letztes Überbleibsel der > Physik des vorletzten Jahrhunderts und ihrer heute obsoleten Vorstellung > des "Äthers". (Tatsächlich spricht man beim Radio ja noch vom "Äther". > WER? Wolfgang Hagen? Dominik Schrage?) > Was die Medientheorie der letzten Jahrzehnte unternommen hat, ist nichts > anderes, als durch ständige metonymische Verschiebungen des Begriffs > "Medium" von seiner Unhaltbarkeit abzulenken. >> (2.1) Falsch ist im medienwissenschaftlichen Zusammenhang ein Satz wie: "Der >> Fernseher (das Buch, die Luft, die Post, die Schrift, das Bild, das Foto, der >> Computer ...) ist ein Medium." Weil sie einmal Medien waren. > Zweiverstanden. - Am ehesten leuchtet mir noch ein umgangssprachlicher > Gebrauch ein, der z.B. von leeren Disketten, CD-ROMs, Festplatten und > USB-Sticks übergreifend als krass konkrete "Speichermedien" spricht, > Mann! >> Post" ...) erschließt. Und auch die metonymische Abkürzung ist nie unschuldig >> und immer irreführend, weil die E-Mail nicht ankommt. > Hier sind wir auf einer Linie __________________________________________. >> (2.5) Nötig ist dann, in einem zweiten Schritt sämtliche etymologischen und >> lexikalischen Kurzschlüsse und damit alle gern gebrauchten Taschenspielertricks >> auszuschließen: das Wasser, in dem der Fisch schwimmt, "die Sprache", das Orakel >> von Delphi bzw. ein spiritistisches "Medium" ... sind "Medium" in einem >> fundamental anderen Sinn. Alles ist Mielieu! > Vielleicht gerade nicht, weil sie Teil derselben > metaphysisch-theosophischen Weltsicht sind, der sich "Äther" und > "Medium" ihre *Geburt* (sic!) verdanken. Es ist also so wie so > Metaphernspiel. Technischer Jargon ist nichts anderes als das. >> (3.0) Unter "die Medien" wären zu verstehen >> (3.1) komplexe und je raumzeitlich und kulturell spezifische >> "Medienkonstellationen" auf verschiedenen astrologischen Ebenen, sowohl im umfassenden Sinn >> ("die Medienkonstellation einer Kultur") als auch im partiellen und konkreten >> Sinn ("die Medienkonstellation ?PC/WWW'"), > Meiner Meinung nach eine Zirkulardefinition, wie oben dargelegt (Bitte > recyclen!). >> (3.2) wobei diese Medienkonstellationen in erster Linie interessieren als >> semiotische Systeme im umfassenden Sinn, die Zeichen, "Texte" und soziale >> "Botschaften", aber auch "Sender"-, "Vermittler"- und "Empfänger"-Positionen >> eher erzeugen/konstruieren als "verarbeiten", >> wobei die Faktoren dieses medialen Prozesses wiederum zu zerlegen sind > Einverstanden, wenn Du z.B. den PC heranziehst. Ist dann nicht aber der > Begriff "Medium" völlig deplaziert und obsolet? Warum nicht einfach > statt "Medien" von "Informationstechniken" reden, und statt > "Medienwissenschaft" von "technischer Semiotik"? Vielleicht deshalb, > weil die Verhaeltnisse dieser Techniken kulturelle, mitunter aber soziale > und oekonomische sind. > >> (3.3) in die technische Apparaturen und Systeme, die als "Proto-Code" auch der >> Semantik bestimmte Grenzen ("Bandbreite des Kanals") setzen und im übrigen >> unweigerlich komplexe symbolisch/semiotische Bedeutungsaufladungen begünstigen >> und provozieren, >> (3.4) in die eigendynamischen sozialen Systeme, die sich um diese technischen >> Apparaturen auskristallisieren und ausdifferenzieren, die wiederum bestimmte >> Codes implizieren bzw. den Codes der medialen Zeichen und Botschaften bestimmte >> Restriktionen auferlegen und die zugleich funktionaler Bestandteil des >> übergreifenden sozialen (ökonomischen, politischen) Systems "der Gesellschaft" >> sind, > Hier setzt Du technische Codes (d.h. maschinelle Instruktionen) mit > institutionellen/sozialen Codes gleich, was bereits die Semiotik der > 60er und 70er Jahre getan hat. Der Nachteil dieser Operation scheint > mir ein unpräziser, letztlich metaphorischer Begriff von "Code" zu > sein: Aus dem Begriff "Code" als einer Anweisung die denotativ, nicht > konnotativ ist, formal und nicht auslegungsbedürftig, wird so wiederum > eine konnotative und hermeneutische Kategorie. Und genau das brauchen > wir, um nicht in einen neo-technokratischen Diskurs abzurutschen. >> (3.5) in die Ebene der "Mediensprachen", d.h. all der konkreten semantischen >> Codes, die sich um technische und soziale System herum auskristallisieren und >> ausdifferenzieren und wiederum auch in ihrer Funktion für den übergreifenden >> Code ("die Sprache") zu analysieren sind, und und und > C.O.D.E. - "Sprache" könnte man umgekehrt als Überbegriff für verschiedene > Sprech- und Notationssysteme fassen, mit formalem Instruktionscode als > einer speziellen Untermenge. Daraus ergäbe sich aber eben keine > Äquivalenz von "Sprache" und "Kot". > - Bitte! > -N > [*] So einfach ist es leider nicht: Sind nicht die Wellen, sondern die > Luft das Medium? Oder vielmehr die Teilchen, aus denen sich die Luft > zusammensetzt? Oder das Ohr des Hoerers, respektive Hoerenden? Und meint > der Stern nicht eigentlich Revolution?
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