txtrackz@wis via [rohrpost] 4

[Matze Schmidt <matze.schmidt@n0name.de>(txtrackz)]

"was ist das fuer ein geraet?"

"ja, in den strassen haengen kleine gelbe geraete mit displays, die sind
freeware. sie wurden bezahlt und hergestellt von vernetzten unterfirmen
von unterfirmen und freelancern. auf diesen displays kann man verschiedene
oekonomische groeszen ablesen, wie zum beispiel welcher konzern gerade
welche aktienanteile eines anderen konzerns haelt. es gibt verschiedene
modi. der interessanteste ist der, auf dem dynamische markt-bewegungen
hochgerechnet werden, um sie mit diversen theorien der politischen
oekonomie abzugleichen. die tendenz des kapitals, immer dorthin zu gehen,
wo hoehere profitraten versprochen werden, kann so mit den bewegungen der
produktionsstaetten und den geldmengen, mit den verschiebungen des
fiktiven kapitals hypothetisch in verbindung gebracht werden."

"warum kostet das nichts? es sind doch geraete, die strom verbrauchen und
von irgendwem gebaut wurden, woher kommen die daten?"

"es kostet sicher etwas, aber nur in der herstellung. die bauteile dafuer
kann man in jedem elektronikmarkt bekommen. mit jeder bewegung des geraets
und jedem tastendruck wird die menge strom erzeugt, die notwendig ist, um
das geraet zu betreiben. die daten werden von unabhaengigen instituten und
von vielen vielen einzelpersonen, asoziationen und syndikaten
heruntergeladen, die abgespeicherten theorie-module werden ueber wikis
laufend einem update unterzogen."

"expertenwissen on demand."

"nicht ganz. jedes geraet bietet jedem nutzer ein konto an, auf das er
sich entweder gleich mit dem geraet selbst, oder von zu hause aus oder
einem der netzcafés hier einloggen kann. dieses konto bietet features, um
gefundene hypothesen mit bereits bestehenden analysen zu kombinieren und
zu konfrontieren. es geht also mehr als darum, bereits bestehendes wissen
abzufragen und in einen wissenspool einzutauchen, es geht darum diesen zu
erweitern. die rhetorisch und infrastrukturell sehr maechtigen
theoretischen schulen und think tanks stehen seit beginn des projekts
nicht mehr alleine da, und viel besser, sie bekommen es immer oefter mit
kritik und gegentheorien zu tun, so dass sich zur zeit eine veraenderung
des hegemonial orientierten wissenschafts-mainstreams abzeichnet. die
lehrmeinungen, die alle mit ideologischen momenten durchzogen sind, werden
aufgebrochen, und zwar so, dass nicht nur ein oder mehrere
paradigmenwechsel sattfinden. mit diesen gelben dingern hier wird an jedem
ort, zu jeder zeit eine theoretische auseinandersetzung moeglich."

"hoert sich an wie ein rhizom revival."

txtrackz@wis
72 Std. live! vom World Summit on the Information
Society (WSIS)

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