guido vff on Fri, 12 Mar 2004 10:05:50 +0100 (CET) |
[Date Prev] [Date Next] [Thread Prev] [Thread Next] [Date Index] [Thread Index]
Re: [rohrpost] Radikale Maschinen |
ich fänds spannend, wenn jemand mal über die hyperagierende allmaschinentheoriemaschinerie schreiben tät', als so ne art metamaschinenkopie. Am 11.03.2004 um 19:33 schrieb Matteo Pasquinelli: > > > [ german translation published by republicart.net: > http://republicart.net/disc/empire/pasquinelli01_de.htm ] > [ english text + pdf: http://rekombinant.org/article.php?sid=2264 ] > > > Matteo Pasquinelli > > Radikale Maschinen gegen das Techno-Empire. > Von der Utopie zum Netzwerk > > > Jeder von uns ist eine Maschine des Realen, > jeder von uns ist eine konstruktive Maschine. > Toni Negri > > Technische Maschinen funktionieren nur, wenn sie nicht > kaputt sind. Im Gegensatz dazu gehen Wunschmaschinen > dauernd kaputt, während sie laufen, und tatsächlich laufen > sie > nur dann, wenn sie nicht ordentlich funktionieren. Die Kunst > macht sich diese Eigenschaft häufig zunutze, indem sie echte > Gruppenphantasien produziert, in denen die Wunschproduktion > dazu benutzt wird, die soziale Produktion kurzzuschließen > und > in die reproduktive Funktion der technischen Maschinen durch > die Einführung eines Elements der Störung einzugreifen. > Gilles Deleuze, Felix Guattari, Anti-Ödipus > > > > Was ist Wissensaustausch? Wie funktioniert die Wissensökonomie? Wo ist > der General Intellect[1] am Werke? Nehmen wir zum Beispiel den > Zigarettenautomaten. Die Maschine, die wir sehen, ist die Verkörperung > eines naturwissenschaftlichen Wissens über Hard- und > Softwarekomponenten, Generationen von Ingenieurstechnik zur > kommerziellen Nutzung übereinandergeschichtet: Sie verwaltet > automatisch Geld- und Warenflüsse, ersetzt einen Menschen durch ein > nutzerfreundliches Interface, verteidigt Privateigentum, funktioniert > auf der Grundlage einer minimalen Kontroll- und Nachlieferungsroutine. > > Wo ist der Tabakhändler geblieben? Manchmal genießt er die > dazugewonnene Freizeit. Manchmal hat ihn die Firma, der die > Vertriebskette gehört, ersetzt. An seiner Stelle trifft man oft den > Techniker an. > > Weit davon entfernt, dem Marx´schen Fragment über Maschinen ein > Fragment über Zigarettenmaschinen nachzubilden, soll dieses > unheilvolle Beispiel zeigen, wie lebendig postfordistische Theorien um > uns herum sind, und dass von kollektiver Intelligenz gebaute, > materielle oder abstrakte Maschinen organisch an die Ströme der > Ökonomie und an die unserer Bedürfnisse angebunden sind. > > Statt über einen General Intellect zu reden, sollten wir besser von > General Intellects im Plural sprechen. Kollektive Intelligenz nimmt > viele Formen an. Manche können zu totalitären Systemen werden, wie > etwa die militärisch-managerhafte Ideologie der Neocons[2] um George > Bush oder die des Microsoft-Empire. Andere können in > sozialdemokratischen Bürokratien verkörpert sein, im Apparat der > Polizeikontrolle, der Mathematik der BörsenspekulantInnen, der > Architektur unserer Städte (jeden Tag gehen wir durch/über > Konkretionen kollektiver Intelligenz). > > In den Dystopien von '2001: A Space Odyssey' und 'Matrix' entfaltet > das Maschinengehirn ein Bewusstsein seiner selbst bis zu dem Punkt, wo > es sich des Menschen entledigt. Dagegen produzieren 'gute' kollektive > Intelligenzen internationale Kooperationsnetzwerke wie etwa das > Netzwerk der globalen Bewegung, der prekären ArbeiterInnen, der > EntwicklerInnen von Free Software, des Medienaktivismus. Außerdem > produzieren sie den Wissensaustausch an den Universitäten, die offenen > Urheberrechte der Creative Commons, partizipative Stadtplanung, > Erzählungen und das Imaginäre der Befreiung. > > Von einer geopolitischen Perspektive aus könnten wir uns in einer > Sci-Fi-Paranoia von Philip Dicks wiederfinden: Die Erde wird von einer > Intelligenz dominiert, doch innerhalb dieser Intelligenz entwickelt > sich ein Krieg zwischen zwei Organisationen des General Intellect, > einander entgegengesetzt und doch ineinander verwickelt. > > Gewöhnt an die traditionellen Repräsentationsformen der globalen > Bewegung gelingt es uns nicht, die neuen produktiven Konflikte zu > begreifen. So besorgt, wie wir über den imperialen Krieg sind, > erkennen wir die Zentralität dieses Kampfes nicht. Mit Manuel Castells > definieren wir die Bewegung als eine Subjektivität des Widerstands, > die es nicht schafft, eine Subjektivität des Projekts zu werden. Die > Entfernung zwischen der globalen Bewegung und dem Zentrum > kapitalistischer Produktion ist uns nicht bewusst. Eine Formulierung > von Paolo Virno paraphrasierend sagen wir, dass neue Produktionsweisen > schon jetzt zu viel Politik beinhalten, als dass die Politik der > Bewegung noch irgendeine Form von autonomer Würde genießen könnte.[3] > > Die Ereignisse von 1977 (nicht nur in Italien, denken wir auch an die > Blütezeit des Punk) haben das Ende des 'revolutionären' Paradigmas und > gleichzeitig den Beginn des Paradigmas der Bewegung bestätigt. Neue > Konflikträume im Bereich der Kommunikation, der Medien und der > Produktion des Imaginären wurden eröffnet. Heute erkennen wir, dass > die 'Bewegung' als Format überwunden werden muss - wahrscheinlich > zugunsten des Formats des Netzwerks . > > Drei Formen des Handelns, im 19. Jahrhundert noch klar voneinander > getrennt - Arbeit, Politik und Kunst -, sind nun in einer einzigen > Haltung integriert und stehen im Zentrum jedes produktiven Prozesses. > Um zu arbeiten, Politik zu treiben oder das Imaginäre zu produzieren, > braucht man heute hybride Fähigkeiten. Das bedeutet, dass wir alle > ArbeiterInnen-KünstlerInnen-AktivistInnen sind, aber es bedeutet auch, > dass die Figuren von Militanten und KünstlerInnen überwunden sind und > dass solche Fähigkeiten sich nur in einem gemeinsamen Raum formieren - > und dieser Raum ist der Wirkungsbereich des kollektiven Intellekts. > > Seit Marxens Grundrissen ist der General Intellect zum Ausgangspunkt > einer immer zahlreicher werdenden Begriffsfamile geworden, die eine > große Bandbreite von Gegenständen abdeckt: Wissensbasierte Ökonomie, > Informationsgesellschaft, kognitiver Kapitalismus, immaterielle > Arbeit, kollektive Intelligenz, kreative Klasse, Kognitariat, > Wissensaustausch, Postfordismus. In den letzen paar Jahren ist das > politische Lexikon reich geworden an ineinander verwobenen kritischen > Werkzeugen. Wir drehen sie in unseren Händen herum und fragen uns, > worin genau wohl ihr Nutzen besteht. Der Einfachheit halber haben wir > nur solche Begriffe zur Kenntnis genommen, die einen aufklärerischen, > spekulativen, engelshaften und fast neognostischen Ansatz geerbt > haben. Aber die Wirklichkeit ist sehr viel komplexer, und wir warten > auf neue Formen, die für sich diejenige Rolle beanspruchen können, die > im selben Feld dem Begehren, dem Körper, der Ästhetik, der Biopolitik > zustehen. > > Wir erinnern uns auch an die Auseinandersetzung um kognitive versus > prekäre ArbeiterInnen, zwei Seiten der gleichen Medaille, die die > Pre-Cogs[4] von Chainworkers.org folgendermaßen beschreiben: > "Kognitive ArbeiterInnen sind NetzwerkerInnen, prekäre ArbeiterInnen > werden vernetzt, erstere sind 'Brainworkers', letztere 'Chainworkers': > Erstere wurden erst von den Firmen und Finanzmärkten verführt, dann > fallengelassen, letztere wurden in die globalen Kapitalströme > hineingezogen und von ihnen flexibel gemacht".[5] > > Der Punkt ist, dass wir nach einem neuen kollektiven Akteur suchen, > und nach einem neuen Ansatzpunkt für den angerosteten revolutionären > Hebel. Der Erfolg des Konzepts der Multitude spiegelt gleichzeitig den > gegenwärtigen Orientierungsverlust wider. Kritisches Denken drängt > beständig darauf hin, den neuen kollektiven Akteur zu finden, der den > Zeitgeist verkörpern könnte. In einem Rückgriff auf die Geschichte > können wir die Formen rekonstruieren, die jedem Paradigma politischer > Aktion zugrunde liegen: Der mehr oder weniger kollektive soziale > Akteur, die mehr oder weniger vertikale Organisation, das mehr oder > weniger utopische Ziel. Proletariat und Multitude, Partei und > Bewegung, Revolution und Selbstorganisation. > > Im aktuellen Imaginären scheint der kollektive Akteur der General > Intellect (oder wie immer es genannt werden soll) zu sein. Seine Form > ist das Netzwerk, sein Ziel die Schaffung einer Plattform von > Selbstorganisation, sein Handlungsfeld der biopolitische, > spektakuläre, kognitive Kapitalismus. > > Wir reden hier nicht über die Multitude, weil dieses Konzept > gleichzeitig zu edel und zu aufgeblasen ist, Erbe von > jahrhundertelangem Philosophieren und allzu oft ausgerufen von den > Megaphonen in den Demonstrationszügen. Das Konzept der Multitude war > eher nützlich als ein Exorzismus gegen die identitären Täuschungen der > globalen Bewegung, denn als konstruktives Werkzeug. Die Pars > Construens wird eine Aufgabe für den General Intellect sein: Wenn > Philosophen wie Paolo Virno eine gemeinsame Basis finden müssen, den > verlorenen kollektiven Akteur, dann rekonstruieren sie die kollektive > Intelligenz und Kooperation als entstehende und konstitutive > Eigenschaften der Multitude. > > In einer anderen paranoiden Fabel stellen wir uns vor, dass > Technologie die letzte Erbin einer Serie von kollektiven Subjekten > sei, die die Geschichte wie in einer russischen Matrioschka-Puppe > hervorgebracht hat: Religion - Theologie - Philosophie - Ideologie - > Naturwissenschaft - Technologie. Damit soll gesagt werden, dass die > Geistesgeschichte in Informations- und Intelligenztechnologien > geschichtet ist, selbst wenn wir nur die letzte Episode der Serie > erinnern, d.h. das Netzwerk, das die Träume der vorangegangenen > politischen Generation verkörpert. > > Wie sind wir auf all diese Fragen gekommen? Wir stehen an einem > Kulminationspunkt verschiedener historischer Plattformen: Dem Erbe der > historischen Avantgarde in der Synthese von Ästhetik und Politik; den > Kämpfen von '68 und '77, die neue Räume für Konflikte außerhalb der > Fabriken und innerhalb des Imaginären und der Kommunikation eröffnet > haben; der Hypertrophie der Gesellschaft des Spektakels und der > Ökonomie des Logo; der Transformation der fordistischen Lohnarbeit in > postfordistische autonome prekäre Arbeit; der Informationsrevolution > und der Entstehung des Internet, der Netzökonomie und der > Netzwerkgesellschaft. Die Utopie wurde zur Technologie. Die äußerste > Übung der Repräsentation, die zu molekularer Produktion wird. > > Manche Leute nehmen den gegenwärtigen Moment als ein lebendiges > Welt-Netzwerk wahr, manche als unbestimmte Wolke, manche als eine neue > Form der Ausbeutung, manche als eine Gelegenheit. Heute erreicht die > Dichte ihre kritische Masse und formiert eine globale radikale Klasse, > da, wo sich die Plattformen von Aktivismus, Kommunikation, Kunst, > Netzwerktechnologien und unabhängiger Forschung kreuzen. Was bedeutet > es, gleichzeitig produktiv und planend zu sein, die bloße > Repräsentation von Konflikt und die repräsentativen Politikformen > aufzugeben? > > Es gibt eine hegemoniale Metapher in der politischen > Auseinandersetzung, in Kunst, Philosophie, Medienkritik, > Netzwerkkultur: und das ist die Free Software. Sie wird uns am Ende > jeder Intervention zitiert, die das Problem des "Was tun?" anspricht > (aber auch in Artikeln über strategisches Marketing...). Gleichzeitig > kontaminiert ihre Zwillingsmetapher, die der Open Source alle Sparten: > Open Source Architektur, Open Source Literatur, Open Source > Demokratie, Open Source City... > > Softwaren sind immaterielle Maschinen. Die Metapher der Free Software > ist aufgrund ihrer Immaterialität so einfach, dass sie es häufig nicht > schafft, mit der realen Welt in Widerspruch zu geraten. Obwohl wir > wissen, dass Free Software eine gute und richtige Sache ist, fragen > wir polemisch: Was wird sich ändern, wenn alle Computer der Welt unter > Free Software laufen? Der interessanteste Aspekt des Free Software > Modells ist das gewaltige, von ProgrammiererInnen auf globaler Ebene > geschaffene kooperative Netzwerk. Aber auf welche anderen konkreten > Beispiele können wir uns beziehen, wenn wir neue Aktionsformen in der > realen Welt vorschlagen, und nicht nur im Reich des Digitalen? > > In den 70er Jahren haben Deleuze und Guattari intuitiv das Maschinelle > erfasst, eine Introjektion / Imitation der industriellen > Produktionsweise. Schließlich sprach ein hydraulischer Materialismus > über begehrende, revolutionäre, zölibatäre Kriegsmaschinen statt über > repräsentative oder ideologische.[6] Deleuze und Guattari haben die > Maschine aus der Fabrik herausgeholt. Nun ist es an uns, sie aus dem > Netzwerk herauszuholen und die Post-Internet-Generation zu > imaginieren. > > Kognitive Arbeit produziert alle möglichen Maschinen, nicht nur > Software: elektronische Maschinen, narrative Maschinen, > Werbemaschinen, Medienmaschinen, Handlungsmaschinen, psychische > Maschinen, soziale Maschinen, libidinöse Maschinen. Im 19. Jahrhundert > bezog sich die Definition von Maschine auf ein Gerät, das Energie > transformiert. Im 20. Jahrhundert beginnt die Turing-Maschine - die > Grundlage jedes Computers - Information in Form von Sequenzen von 0 > und 1 zu interpretieren. Für Deleuze und Guattari hingegen produziert > eine Wunschmaschine Strömungen, schneidet sie zu und ordnet sie an, > und produziert pausenlos das Reale. > > Heute verstehen wir unter Maschine die elementare Form des General > Intellect, jeden Knoten des Netzwerks der kollektiven Intelligenz, > jedes materielle und immaterielle Dispositiv, das die Ströme der > Ökonomie organisch mit denen unseres Begehrens verbindet. > > Auf einer höheren Ebene kann das Netzwerk selbst als Mega-Maschine > gesehen werden, die andere Maschinen zusammenbaut. Negri und Hardt > schreiben in Empire: "Die Multitude benutzt Maschinen nicht nur zur > Produktion, sondern sie wird selbst maschinell, indem die > Produktionsmittel zunehmend in die Köpfe und Körper der Multitude > integriert werden. In diesem Zusammenhang meint Aneignung den freien > Zugang zu und die Kontrolle über Wissen, Information, Kommunikation > und Affekte, denn dies sind einige der primären Produktionsmittel der > biopolitischen Produktion. Dass diese produktiven Maschinen in die > Multitude integriert wurden, heißt noch lange nicht, dass die > Multitude sie kontrolliert, im Gegenteil, all das macht ihre > Entfremdung umso bösartiger und schädlicher. Das Recht auf Aneignung > ist das Recht der Multitude auf Selbstkontrolle und autonome > Selbstproduktion".[7] > > Anders gesagt: Im Postfordismus ist die Fabrik aus der Fabrik > herausgetreten, und die gesamte Gesellschaft ist zu einer Fabrik > geworden. Eine bereits maschinenhafte Multitude legt die Vermutung > nahe, dass die Umstülpung des aktuellen Produktionssystems auf eine > autonome Ebene in einem blitzartigen Coup möglich sein könnte, einfach > indem die Multitude vom Kommando des Kapitals abgekoppelt wird. Aber > dieser Vorgang ist nicht ganz so einfach in Begrifflichkeiten nach dem > traditionellen Motto der "Aneignung der Produktionsmittel" zu fassen. > Warum? > > Während es richtig ist, dass heute das Gehirn das hauptsächliche > Arbeitsmittel ist, und dass ArbeiterInnen sich die Produktionsmittel > unmittelbar aneignen können, stimmt es auch, dass Kontrolle und > Ausbeutung in der Gesellschaft immateriell geworden sind, kognitiv, > vernetzt. Nicht nur der General Intellect der Multituden ist > gewachsen, sondern auch der General Intellect des Empire. Ausgerüstet > mit ihren Computern, können die ArbeiterInnen sich die > Produktionsmittel aneignen. Aber sobald sie die Nasen aus ihren > Desktops herausstrecken, sehen sie sich mit einem Godzilla > konfrontiert, mit dem sie nicht gerechnet hatten: Dem Godzilla des > feindlichen General Intellect. Soziale, staatliche und ökonomische > Meta-Maschinen, an die die Menschen wie Prothesen angekoppelt sind, > sind von bewussten und unbewussten Automatismen dominiert. > > Meta-Maschinen werden von einer bestimmten Art kognitiver Arbeit > beherrscht, nämlich der administrativen, politischen, managerhaften > Arbeit, die Projekte durchführt, organisiert, und in gewaltigem Ausmaß > kontrolliert, einer Form von General Intellect, die wir uns nie hätten > vorstellen können, einem General Intellect, dessen "Fürst" eine Figur > ist, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Bühne betritt: > Der Manager. > > Orwell zitierend, erinnert uns Bifo in seinem Essay "Il totalitarismo > tecno-manageriale da Burnham a Bush" daran, dass in unserer > postdemokratischen Welt (oder, wenn es euch lieber ist, im Empire) die > Manager das Kommando übernommen haben: "Der Kapitalismus verschwindet, > aber er wird nicht durch Sozialismus ersetzt. Was sich nun erhebt, ist > ein neuer Typus einer geplanten, zentralisierten Gesellschaft, die > weder kapitalistisch ist noch in irgendeinem anerkannten Sinn des > Wortes demokratisch. Die Herrscher dieser neuen Gesellschaft werden > diejenigen sein, die faktisch die Produktionsmittel kontrollieren, das > heißt leitende Geschäftsleute, TechnikerInnen, BürokratInnen und > SoldatInnen, von Burnham unter dem Begriff des Managers in einen Topf > geworfen. Diese Leute werden die alte kapitalistische Klasse > eliminieren, die Arbeiterklasse zerschlagen, und die Gesellschaft so > organisieren, dass jegliche Macht und jeder ökonomische Vorteil in > ihren eigenen Händen bleibt. Das Recht auf Privateigentum wird > abgeschafft werden, doch wird dafür kein Gemeineigentum etabliert > werden. Die neuen Managergesellschaften werden nicht aus einem > Flickenteppich von kleinen, unabhängigen Staaten bestehen, sondern aus > großen, um die wichtigsten industriellen Zentren in Europa, Asien und > Amerika gruppierten Superstaaten. Diese Superstaaten werden > untereinander um den Besitz der verbleibenden, noch nicht eroberten > Teile der Erde kämpfen, aber es wird ihnen voraussichtlich nicht > gelingen, einander vollständig zu besiegen. Jede von diesen > Gesellschaften wird streng hierarchisch sein, mit einer Aristokratie > des Talents an der Spitze und einer Masse von Halbsklaven am unteren > Ende."[8] > > Wir haben eingangs zwei Intelligenzen erwähnt, die einander in der > Welt gegenüberstehen, und die Formen, in denen sie sich manifestieren. > Die Multitude funktioniert als Maschine, weil sie innerhalb eines > Modells existiert, einer sozialen Software, die zur Ausbeutung ihrer > Energien und Ideen gedacht ist. Die Techno-Manager (öffentlich, > privat, militärisch) sind diejenigen, die, bewusst oder nicht, solche > Maschinen planen und kontrollieren, Maschinen, die aus > aneinandermontierten Menschen bestehen. Der Traum des General > Intellect gebirt Ungeheuer. > > Verglichen mit dem alles durchdringenden neoliberalen > Techno-Management ist die Intelligenz der globalen Bewegung von > geringer Bedeutung. Was tun? Wir müssen virtuose revolutionäre > radikale Maschinen entwickeln, die wir an den Knotenpunkten des > Netzwerks platzieren. Gleichzeitig müssen wir mit dem General > Intellect rechnen, der die imperialen Meta-Maschinen verwaltet. Bevor > wir damit beginnen, müssen wir uns über die Dichte der 'Intelligenz' > klarwerden, die sich in jeder Ware, Organisation, Botschaft und jedem > Medium, in jeder Maschine der postmodernen Gesellschaft, verdichtet. > > Don't hate the machine, be the machine. Wie können wir den Austausch > von Wissen, Werkzeugen und Räumen in neue radikale Maschinen > verwandeln, die über die aufgeblähte Free Software hinausgehen? Dies > ist die Herausforderung, die man einst 'Aneignung der > Produktionsmittel' nannte. > > Wird es der globalen radikalen Klasse gelingen, soziale Maschinen zu > erfinden, die das Kapital herausfordern können, die als Plattformen > der Autonomie und Autopoiesis funktionieren? Radikale Maschinen, die > in der Lage sind, der techno-managerhaften Intelligenz und den > imperialen Meta-Maschinen, die um uns herum angetreten sind, die Stirn > zu bieten? Der Wettkampf Multitude gegen Empire wird zum Kampf der > radikalen Maschinen gegen die imperialen Techno-Monster. Wie beginnen > wir den Bau dieser Maschinen? > > > > Übersetzung: Marion Hamm > > > > [1] General Intellect - von Negri und Hardt unter Bezug auf Marx > verwendeter Begriff. Vgl. MEW, Band 42, S. 602. [A.d.Ü.] > > [2] Neocons – kurz für Neoconservatives, negative Bezeichnung für > einen Kreis reformistischer US-amerikanischer Intellektueller um > Irving Kristol und Norman Podhoretz. [A.d.Ü.] > > [3] Paolo Virno, A Grammar of the Multitude, Semiotext(e), New York > 2003. Orig. ed. Grammatica della moltitudine, Derive Approdi, Roma > 2002. > > [4] Pre-Cogs - kurz für Precognitive Thinkers (Leute mit der > übersinnlichen Fähigkeit, die Zukunft vorherzusagen), übernommen aus > dem Spielberg-Film Minority Report. [A.d.Ü.] > > [5] Chainworkers, Il precognitariato. L'europrecariato si è sollevato, > 2003. Online im Internet 12.11.2003: > www.rekombinant.org/article.php?sid=2184. Vgl. auch > www.chainworkers.org und www.inventati.org/mailman/listinfo/precog > > [6] Gilles Deleuze / Félix Guattari: Anti-Ödipus. Kapitalismus und > Schizophrenie. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1977. Orig ed. > L'anti-Oedipe, Les Éditions De Minuit, Paris 1972" > > [7] Michael Hardt / Antonio Negri: Empire. Campus, Frankfurt/M 2003. > Orig ed. Empire, Harvard University Press, Cambridge MA 2000. > > [8] George Orwell: Second Thoughts on James Burnham, 1946. Zitiert in > Franco "Bifo" Berardi: Il totalitarismo tecno-manageriale da Burnham a > Bush, 2004. Online im Internet 25.01.2004: > www.rekombinant.org/article.php?sid=2241. > ------------------------------------------------------- > rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze > Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost > http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ > Ent/Subskribieren: > http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/ pont 9 werbeagentur gmbh schleusenstr. 17 60327 frankfurt am main germany tel +49-69-78803383 fax +49-69-78803384 http://pont9.de creative planning tool http://objekt-a.com
------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/